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Patienten sollen Ärzten Zensuren geben

Archivmeldung vom 07.09.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: knipseline / pixelio.de
Bild: knipseline / pixelio.de

Mit der AOK Plus will die größte gesetzliche Krankenkasse Mitteldeutschlands ab 2011 alle Versicherten um Zensuren für ihre niedergelassenen Haus- und Fachärzte bitten. Allein in Sachsen werden laut Kassen-Sprecherin Hannelore Strobel knapp zwei Millionen AOK-Mitglieder aufgefordert, im Internet auf einem Fragebogen die Noten 1 bis 6 zu verteilen.

Sie sagte der in Chemnitz erscheinenden "Freien Presse", dass sowohl Praxiseinrichtung und -personal als auch Terminvergabe, Wartezeiten und Behandlung beurteilt werden sollen. Ziel der Befragung ist es laut Strobel, den Patienten bei der Arztsuche zu helfen. "Vom Mediziner-Tüv kann keine Rede sein", betonte sie. Nicht nur im Freistaat, sondern republikweit wollen die Ortskrankenkassen ihre Mitglieder zu Arztbewertungen auffordern. Dazu sind im Frühjahr Tests in Hamburg, Berlin und Thüringen angelaufen. Bislang aber eher mit mäßiger Resonanz, heißt es etwa aus Thüringen. "Es gibt wenig Interesse von den Versicherten", so Strobel. Der AOK-Bundesverband als einer der Projektentwickler will das nicht kommentieren. Sprecher Udo Barske nennt auch keinen Termin, wann die Befragung aller AOK im Internet sein soll. Ursprünglich geplant war der Herbst 2010. "In Sachsen soll im Januar 2011 Start sein", so Strobel. Sie hofft, dass die Bewertung später auch in einer anderen Form als via Internet erfolgen kann. Gerade ältere Versicherte dürften nicht ausgeschlossen werden. Von Medizinern wird das Bewertungsprozedere differenziert beurteilt. Klaus Heckemann von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen hat "prinzipiell nichts gegen Noten für Ärzte". Er bezweifelt aber die Belastbarkeit der "Zeugnisse". "Vermutlich nehmen vor allem Patienten an der Benotung teil, die aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden mit ihrem Praxisbesuch waren", sagte er. So entstünden einseitige Bilder. Heckemann sieht ein weiteres Problem: "Medizinern mit Bestnoten droht womöglich ein Massenandrang, der nicht zu bewältigen ist". Immerhin herrsche Ärztemangel statt Wettbewerb. Ulrike Dzengel von der Unabhängigen Patientenberatung in Leipzig sieht zwar großen Bedarf an Qualitätsauskünften über Ärzte. Sinnvolle Antworten via Online-Befragung hält sie aber für ausgeschlossen. "Es kann hier keine gesicherten Aussagen geben", sagt sie. Jeder Patient haben seinen subjektiven Blickwinkel. Zudem nutze den meisten Versicherten eine solche Bewertung nichts, denn sie müssen den Arzt nehmen, der in ihrer Region zur Verfügung steht.

Quelle: Freie Presse (Chemnitz)

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