Alarmierender Bewegungsmangel bei Kindern
Archivmeldung vom 08.10.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDrei Viertel der Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren spielen in Deutschland täglich im Freien. Mit zunehmendem Alter nimmt diese wichtige körperliche Betätigung jedoch ab. Über die Hälfte von ihnen treibt wenigstens einmal pro Woche Sport in einem Verein - aber auch dieser Anteil schwindet mit dem Alter. Dies ergab die KiGGS Studie, die das Robert-Koch-Institut 2006 unter 17.641 Mädchen und Jungen erhoben hat. Erschwerend kommt hinzu, dass der Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen in der Woche und am Wochenende ansteigt. 57,1 Prozent aller Sieben- bis Zehnjährigen schauen mindestens eine Stunde fern, bei 6,2 Prozent sind es mindestens drei Stunden täglich.
Es zeigt sich außerdem, dass Kinder mit niedrigem Sozialstatus und mit Migrationshintergrund etwa zwei bis dreimal seltener Sport machen als Kinder mit hohem Sozialstatus und ohne Migrationshintergrund. Kinder in den neuen Bundesländern sind zweimal seltener in der Woche sportlich aktiv als die gleichaltrigen Kinder in den alten Bundesländern.
Jedes Kind in Deutschland hat Anspruch auf neun kostenlose Vorsorgeuntersuchungen. Zwar findet dieses Früherkennungsprogramm, das sich in den letzten Jahren verbessert hat, eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Allerdings sinken auch hier die Zahlen - die Beteiligung an den einzelnen Untersuchungen nehmen mit zunehmendem Alter ab. Dagegen nehmen generell motorische und koordinative Auffälligkeiten, Haltungsschwächen und Muskelfunktionsstörungen zu. Daraus resultierende Beschwerden werden häufig mit überflüssigen Heil- und Hilfsmitteln gelöst, da nur wenige Kinder eine fachärztliche orthopädische Diagnose erhalten. Hier kann der rechtzeitige Gang zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie unnötigen Beschwerden vorbeugen und eventuell für unnötige Hilfsmittelversorgung einsparen.
Diese Entwicklung ist alarmierend. Denn Sport, Bewegung und präventive Maßnahmen in der Gesundheitsförderung sind unverzichtbare Bestandteile bei Kindern und Jugendlichen. Sie verhindern Krankheiten, auch mit Blick auf spätere Lebensjahre. Körperliche und sportliche Aktivität verbinden vor allem junge Menschen zudem mit Spaß, Spiel, Wohlbefinden und Kontakten mit anderen. In die nächste, junge Generation investiert der Bundesverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) daher mit dem bundesweiten Aktionstag "Zeigt her eure Füße". Dieser findet am 10. November 2010 mit Orthopäden an Grundschulen statt. Er soll Kindern in einer interaktiven Lernatmosphäre und Übungen dazu verhelfen, wieder Spaß an Bewegung zu finden und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. Der Aktionstag wird in Zukunft regelmäßig mit wechselnden orthopädischen Schwerpunkten abgehalten.
"Wir möchten aufzeigen, wie wichtig Bewegung und körperliche Betätigung gerade während der Schulzeit sind", sagt Dr. med. Andreas Gassen, Vizepräsident des BVOU. "Sie helfen zusammen mit dem Wissen von Fachärzten, so dass bleibende Schäden und drohende Erkrankungen vermieden werden, denn viele lassen sich im Frühstadium noch gut heilen. Ebenso möchten wir auch Eltern aktivieren, sich darum gerade in dieser wichtigen Lebensphase ihrer Kinder zu bemühen."
Quelle: Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.