Zuckerkrankheit auf dem Vormarsch: Von der Alterserscheinung zur Volkskrankheit
Archivmeldung vom 16.11.2010
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Freigeschaltet durch Fabian PittichEine vor wenigen Tagen vom Deutschen Diabetes-Zentrum verbreitete Meldung lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten. Niederländische Forscher haben in einer Langzeitstudie jetzt herausgefunden, dass eine Erkrankung an Diabetes Typ 2 - dem so genannten "Altersdiabetes" - die kognitiven Fähigkeiten der Patienten spürbar verschlechtert.
Schlimmer noch: Mit fortschreitender Krankheitsdauer werden die durch die erhöhten Blutzuckerwerte bewirkten Verluste bei den Gedächtnis- und Sprachfunktionen sogar immer größer. Rund 55 Millionen Europäer sind derzeit an Diabetes mellitus erkrankt - Tendenz steigend. Deutschland liegt mit einer Quote von zwölf Prozent Zuckerkranken unter den 20- bis 79-Jährigen dabei an der Spitze. Nur etwa fünf Prozent der Diabetiker leiden unter Diabetes Typ 1, bei dem die Bauchspeicheldrüse infolge einer Autoimmunerkrankung kein Insulin mehr produziert. Der größere und stetig steigende Teil hat hingegen Typ-2-Diabetes, bei dem die Bauchspeicheldrüse zwar ausreichend Insulin produziert, aber die Zellen, die das Hormon aufnehmen sollen, zunehmend unempfindlich auf das Insulin reagieren.
"Auch in Deutschland wächst besonders stark die Zahl der Typ-2-Diabetiker", sagt Frank Grunwald, Gesundheitsexperte beim Deutschen Ring. "Dies liegt vor allem daran, dass hierzulande immer mehr Menschen übergewichtig sind - Übergewicht ist der Risikofaktor Nummer eins für Diabetes vom Typ 2." Zwar steigt generell mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, die zunehmend schlechteren Lebens- und Ernährungsgewohnheiten lassen die "Altersdiabetiker" allerdings immer jünger werden. Mittlerweile sind bereits junge Erwachsene und sogar Kinder an Diabetes Typ 2 erkrankt. Kein Wunder: Rund 15 Prozent der Kinder hierzulande sind übergewichtig.
Australische Forscher sorgen für Hoffnung
Erst vor rund einem Jahr hatten Wissenschaftler der australischen Monash University den schon lange vermuteten Zusammenhang von Übergewicht und Diabetes Typ 2 endgültig nachgewiesen. Ihre Hoffnung: Neue Medikamente könnten künftig das von den Fettzellen ausgeschüttete Protein PEDF blockieren. PEDF macht Muskeln und Leber gegen Insulin unempfindlich. In einem Teufelskreis erhöht die Bauchspeicheldrüse daraufhin nochmals die Hormonproduktion, bis sie schließlich kein Insulin mehr liefern kann, um den Blutzuckerspiegel zu senken.
Jeder zweite Diabetiker nach zehn Jahren mit Nervenschäden
Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel greift die Blutgefäße an. Die Folgeschäden können den gesamten Körper betreffen: Herzinfarkt, Schlaganfall, Durchblutungsstörungen der Beine und Füße, Veränderungen der Netzhaut, Störungen der Nierenfunktion. Zusätzlich kann es durch geschädigte Nerven zu Taubheitsgefühlen oder Gefühlsstörungen kommen. Nach zehn Jahren Diabeteserkrankung leidet bereits gut jeder zweite Patient an Nervenschäden. Was oft mit einem unangenehmen Kribbeln in den Zehen beginnt, kann sich dabei im Krankheitsverlauf zu einem Schwellungsgefühl entwickeln, dass Betroffene mit "wie in einem Schraubstock" beschreiben.
Das tückische beim Typ-2-Diabetes ist, dass er häufig lange Zeit völlig beschwerdefrei verläuft und oftmals nur zufällig entdeckt wird. Die eher unspezifischen Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Sehstörungen oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte werden meistens erst spät mit einer möglichen Zuckererkrankung in Verbindung gebracht. Im Gegensatz zum Diabetes Typ 1 sind starker Durst oder vermehrtes Wasserlassen beim Typ 2 nur bei sehr stark erhöhtem Blutzuckerspiegel zu beobachten.
Also muss der mögliche Patient neben der Kontrolle des Blutzuckerspiegels im Rahmen von regelmäßigen Routineuntersuchungen selbst sehr genau auf die Signale seines Körpers achten und dann bei Verdacht auch außer der Reihe seinen Arzt aufsuchen. Wird dabei der Typ-2-Diabetes rechtzeitig erkannt, ist eine Normalisierung des Glukosestoffwechsels in vielen Fällen allein noch durch eine Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten möglich.
Quelle: Deutscher Ring Krankenversicherungsverein a.G