Bloßer Nachweis von chemischen Stoffen im Blut nicht gleichzusetzen mit Risiko für die Gesundheit
Archivmeldung vom 06.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer bloße Nachweis von chemischen Substanzen im Blut bedeutet nicht zwangsläufig, dass damit ein Problem für die Gesundheit des Menschen verbunden ist. Die betreffende Person ist weder krank noch ist sie akut gefährdet zu erkranken. Nur mit einer Risikobewertung, für die zusätzliche toxikologische Informationen vor allem zu Wirkschwellen benötigt werden, lassen sich die heute in Brüssel veröffentlichten Biomonitoring-Daten des WWF aus dem Familienbluttest medizinisch und umweltpolitisch sinnvoll einordnen, erklärte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in einer Stellungnahme.
"Die Aktion des WWF zeigt im Prinzip nur, dass sich die
Empfindlichkeit der chemischen Analytik immer weiter verbessert",
betonte der für Umweltpolitik zuständige VCI-Geschäftsführer Dr. Gerd
Romanowski. "Mit für den Laien bedrohlich wirkenden Begriffen und
Zahlen inszeniert der WWF eine Angstkampagne gegen die Chemie." Dabei
handele es sich in Wahrheit bei den Funden, so Romanowski, nur um
Spuren, die weit unterhalb der Schwelle zur Gesundheitsgefährdung
angesiedelt seien.
Für chemische Stoffe, deren Vorkommen schon über einen längeren
Zeitraum untersucht wird, zeigen Muttermilchanalysen eine stetige
Abnahme der gefundenen Konzentrationen. Dies ist zum Beispiel bei
Dioxinen und Furanen, PCB oder Blei der Fall. Ein großer Teil der
Stoffe aus der WWF-Liste ist außerdem nach Aussage des VCI in der EU
schon lange verboten oder in der Verwendung stark eingeschränkt
worden und damit umweltpolitisch nicht mehr relevant. Für viele
Stoffe existierten umfassende Risikobewertungen, die den Behörden
vorlägen (siehe Daten und Fakten zur WWF-Stoffliste) und eine sichere
Verwendung ermöglichten. Deshalb ist es nach Überzeugung des VCI auch
nicht nachvollziehbar, aus den Ergebnissen des WWF-Bluttests
Forderungen nach einer Verschärfung von REACH abzuleiten. "Für die im
WWF-Test untersuchten Stoffe oder Stoffgruppen liegen die unter REACH
zu liefernden toxikologischen und ökotoxikologischen Informationen
bereits vor", unterstreicht VCI-Geschäftsführer Gerd Romanowski.
Wegen der enormen methodischen Fortschritte in der Analytik lassen
sich in menschlichem Blut oder der Muttermilch heute mehr Stoffe
nachweisen als noch vor einigen Jahren. Aus wissenschaftlicher Sicht
ist diese Tatsache nicht überraschend, da der Mensch durch Atmung und
Ernährung in einem ständigen Stoffaustausch mit seiner Umgebung
steht. Moderne Biomonitoring-Verfahren erlauben heute den Nachweis
eines Tropfens einer Substanz gelöst in 100.000 Litern, was etwa dem
Fassungsvermögen eines Eisenbahnkesselwagens entspricht. Romanowski:
"Das Aufspüren synthetischer Substanzen in so geringen
Konzentrationen wie Millionstel (ppm) oder sogar Milliardstel Gramm
(ppb) je Gramm ist nicht automatisch mit einem gesundheitlichen
Risiko gleichzusetzen. Darin sind sich Wissenschaft und Behörden
weitgehend einig."
Die chemische Industrie setzt seit vielen Jahren
Biomonitoring-Verfahren in der Arbeitsmedizin als festen Bestandteil
der Gesundheitsvorsorge für ihre Beschäftigten ein. Auf diesem Weg
werden Expositionsniveaus an bestimmten Arbeitsplätzen ermittelt und
interne Sicherheitsrichtlinien erarbeitet und überprüft. Die Aktion
des WWF genügt hingegen in keiner Weise einem wissenschaftlich
seriösen Biomonitoring, da weder die Testpersonen repräsentativ
ausgewählt wurden noch eine gesundheitliche Bewertung der
Messergebnisse erfolgte.
Quelle: Pressemitteilung Verband der Chemischen Industrie e.V.