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Schlechte Versorgung von Kassenpatienten bei Hilfsmitteln

Archivmeldung vom 18.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ob Rollstuhl, Gehhilfen, orthopädische Schuhe, Windeln für Inkontinente oder Beatmungsgeräte, die Qualität der Hilfsmittel für Kassenpatienten werde immer schlechter, beklagen Patientenvertreter, Pflegeverbände und Mediziner im ZDF-Magazin "Frontal 21" am Dienstag, 18. November 2008, 21.00 Uhr.

Behinderte und Pflegebedürftige leiden unter minderwertigen Billigprodukten, die ihnen von den Krankenkassen aufgezwungen werden.

Kritiker machen dafür das so genannte "Wettbewerbsstärkungsgesetz" (GKV-WSG) verantwortlich, das seit dem 1. April 2007 in Kraft ist. Es schreibt den Gesetzlichen Krankenkassen Wirtschaftlichkeit vor, sie sollen auf dem Wege der öffentlichen Ausschreibung nach dem jeweils billigsten Anbieter suchen. Doch Qualitätsstandards bleiben dabei gänzlich unberücksichtigt, kritisiert Wolfram-Armin Candidus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten e.V. (DGVP). So produzieren Hersteller bereits Produktlinien ausschließlich für Kassenpatienten. Dazu gehören zum Beispiel Billigwindeln der SCA Hygiene Product GmbH, die im Handel ansonsten nicht angeboten werden. "Für die Krankenkassen zählt nur noch der niedrigste Preis, Qualität in der Hilfsmittelversorgung spielt überhaupt keine Rolle mehr", so Candidus gegenüber "Frontal 21".

Das verursache bei vielen Patienten teure Folgeerkrankungen, warnen Mediziner. "Die immer schlechtere Qualität bei Inkontinenz-Produkten führt bereits zu Infektionen, Pilzerkrankungen bis hin zum Druckgeschwüren bei diesen Patienten", sagt Professor Klaus-Peter Jünemann, Vorsitzender der Deutschen Kontinenzgesellschaft, und fügt hinzu: "Dadurch wird es auf jeden Fall teurer werden für die Krankenkassen." Für Ärzte der Berliner Charité ist es unverantwortlich, dass selbst bei Hilfsmitteln wie Beatmungsgeräten nur noch die billigsten Anbieter zum Zuge kommen. "Wir sehen tatsächlich die Qualität unserer medizinischen Tätigkeit in Gefahr", sagt der Schlafmediziner Ingo Fietse. "Wir haben erste Erfahrungen aus Sachsen, wo die Ausschreibung schon getätigt wurde. Patienten bekommen das Gerät zum Teil mit der Post zugeschickt, das geht überhaupt nicht", berichtet Fietse.

Dazu kommen Lieferengpässe, denn die Billig-Anbieter sind häufig gar nicht in der Lage, die Vielzahl der Bedürftigen zeitgerecht zu versorgen. So musste ein AOK-Versicherter in Niedersachsen zwei Wochen auf seinen Rollstuhl verzichten, weil kein Ersatz zur Verfügung gestellt werden konnte. Einer Patientin mit künstlichem Darmausgang sei empfohlen worden, den Beutel auszustreichen, damit er länger nutzbar ist, klagt die Patientenvertreterin Petra Mathiske vom Behindertenforum Osnabrück.

Quelle: ZDF

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