Elektroimpulse lassen Gelähmte wieder gehen
Archivmeldung vom 21.06.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittElektrische Impulse haben die für die Fortbewegung wichtigen Hirnregionen von Ratten, die wegen eines Schlaganfalls gelähmt waren, wiederbelebt. Forscher um Karunesh Ganguly an der University of California wollen ihr neues Wissen zur Entwicklung eines Hirnimplantats für Menschen nutzen, die nach einem Schlaganfall motorisch gestört sind. Ziel ist es, die Patienten wieder zum Laufen zu bringen.
E-Impulse sind der Schlüssel
In den vergangenen 20 Jahren haben Neurologen bereits herausgefunden, dass sogenannte Oszillationen im Gehirn wichtig sind für dessen Funktionsfähigkeit. Niedrigfrequente Oszillation (NFO) ist wichtig für das "Feuern" der Neuronen. Dieses "Feuern" bedeutet das Aussenden von elektrischen Impulsen, die von anderen Zellen aufgenommen werden, etwa von primären Motorcortex, einer bestimmten Gehirnregion. Diese ist für die Kontrolle der Bewegung des Menschen aus eigener Kraft zuständig.
Die Forscher haben die Gehirnaktivitäten von Ratten gemessen, während sie nach einem Stück Futter griffen, sich also bewegten. Sie fanden NFO kurz vor der Aktion und während sie ablief. Jetzt wollten sie wissen, wie sich dieses Aktivitätsmuster nach einem Schlaganfall verändert. Sie führten ihn in Ratten herbei und konnten feststellen, dass die NFO-Aktivität auf ein Minimum absank. Bei Tieren, die sich von selbst erholten und ihre Bewegungsfähigkeit wiedererlangten, verstärkten sich die Oszillationen wieder.
Bessere Bewegungsfähigkeit
Um die Genesung zu fördern, haben die Wissenschaftler Hirnelektroden eingesetzt, die zwei Aufgaben hatten: Sie sollten NFO messen und den geschädigten Teil des Gehirns mit schwachem Strom stimulieren. Das hatte Erfolg. Die NFO ließen sich wieder registrieren. Gleichzeitig nahm die Bewegungsfähigkeit der Ratten zu.
Als nächstes wollten die Forscher herausfinden, ob sich die Gehirnaktivitäten bei Menschen ähnlich verhalten. Sie analysierten die Gehirnaktivitäten eines Menschen, dessen Arm nach einem Schlaganfall bewegungsunfähig war. Sie fanden eine deutlich geringere NFO-Aktivität als bei zwei anderen Probanden, die keinen Schlaganfall erlitten hatten.
Alle in der Studie untersuchten Probanden litten an Epilepsie, deren Auswirkungen durch Elektroden im Gehirn gelindert wurden. Mithilfe dieser Elektroden erfassten die Forscher die NFO. Elektrostimulation des Gehirns ist bereits relativ weit verbreitet. Unter anderen werden Parkinson-Patienten damit behandelt. Ganguly glaubt, dass als nächstes Schlaganfallpatienten von dieser Technik profitieren könnten.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Kempkens