KBV-Chef Gassen warnt vor Ärzteschwund
Archivmeldung vom 10.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hat vor einem Ärzteschwund in Deutschland gewarnt und hat eine "Hierarchisierung" der Fälle nach medizinischem Bedarf angemahnt.
"Heute arbeiten immer mehr angestellte Ärzte in den Praxen, für die feste Arbeitszeiten gelten. Es gibt auch immer mehr Teilzeit-Modelle. Die angestellten Kolleginnen und Kollegen leisten eine hervorragende medizinische Arbeit. Aber die reine Arztzeit wird knapper", sagte Gassen der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
"Nach unseren Berechnungen verlieren wir in den Praxen alle vier Stunden die Arbeitskraft einer Vollzeit-Stelle. Das sind sechs am Tag, 2190 im Jahr", sagte der KBV-Chef. Er mahnte: "Wir müssen darauf aufmerksam machen, weil in einer alternden Bevölkerung der steigende Bedarf an medizinischen Leistungen einer knapper werdenden Ressource gegenübersteht." Gassen forderte ein Umdenken bei der Inanspruchnahme von Arztterminen: "Die Inanspruchnahme von Ärzten muss besser gesteuert werden." Es sei nicht sinnvoll, dass jeder zu jedem Facharzt so oft gehen könne, wie er möchte und auch beliebig oft verschiedene Ärzte gleicher Fachrichtung aufsuchen könne. Arzttermine seien kein Konsumgut. Medizinische Hilfe sei keine Dienstleistung. "Wir brauchen eine Hierarchisierung nach medizinischem Bedarf, umso mehr wenn die Ressource Arztzeit knapper wird."
Quelle: Rheinische Post (ots)