Zu viel Datenschutz gefährdet die Gesundheit - renommierter Mediziner warnt in Magazin Clutch
Archivmeldung vom 12.08.2019
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Freigeschaltet durch André OttDie digitale Medizin kann viel mehr Leben retten und verlängern, als es den Ärzten bislang möglich ist. Dazu bedarf es auch eines pragmatischeren Umgangs mit dem Datenschutz: "Man muss mitunter sogar gewisse Risiken eingehen, weil Datenschutz nicht dazu führen darf, dass Menschen unnötig kranker werden oder sterben", erklärt Prof. Dr. Jochen A. Werner in der neuesten Ausgabe des Technologie- und Gesellschaftsmagazins Clutch.
Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UK Essen hält die derzeitige Situation sogar für nicht tolerabel. "Im Gegenteil, es kommt zu Schäden, wenn Patientendaten verloren gehen, weil sie nicht übertragen werden und für eine Therapie nicht hinzugezogen werden können. Wenn der Patient dann falsch behandelt wird und stirbt, das ist unverzeihlich! Deswegen muss man in Sachen Datenschutz ein gesundes Mittelmaß finden. Datenschutz darf nicht als Drohung verstanden werden. Es gibt inzwischen eine Reihe von Datenschützern, die sehr lösungsorientiert arbeiten, um Patientenbelange ganz besonders auch in der Gefahrensituation für Leib und Leben zu berücksichtigen."
Prof. Dr. Werner gilt als umtriebiger und unermüdlicher Streiter für digitale Behandlungsmethoden und KI-Medizin. Der heute 60-Jährige war lange Zeit klinisch tätig und macht Hoffnung, wenn er sagt: "Der richtig große Wurf kommt, wenn alle diagnostischen Fächer auf einer einheitlichen Datenbasis zusammengeführt werden. Dann werden wir Krankheiten identifizieren, die heute noch kein Mensch kennt". Der Mensch könne dank Digitalisierung und KI zwar nicht unsterblich werden, aber Altersprozesse aufhalten, Krankheiten früher erkennen oder deren Ausbruch verhindern. "110 Jahre sind dann irgendwann kein Wunder mehr für den Menschen", glaubt Werner.
In der neuen Clutch-Ausgabe schildert er seine Vision vom smarten Krankenhaus der Zukunft: "In zehn Jahren werden wir in der Prävention, Diagnostik und Therapie so große Fortschritte machen, das können wir uns heute noch gar nicht vorstellen." Als Beispiel nennt der Ärztliche Direktor die unterschiedlichen Arbeitsweisen von Mensch und Maschine. Algorithmen lernen beispielsweise ganz systematisch, Röntgenbilder zu untersuchen. "KI kann dabei nicht ermüden und ist auch nicht fixiert auf eine Verdachtsdiagnose, der Mensch aber schon. Und auch der Zeitgewinn führt dazu, dass der Arzt dann mehr Zeit für das Patientengespräch hat. KI alleine bedeutet aber auch keinen Freibrief für den Arztersatz. Natürlich muss auch die KI ganz strengen Qualitätskriterien unterliegen."
Quelle: Clutch Magazin (ots)