Marburger Bund fürchtet Verzögerungen bei Corona-Schutzmaßnahmen für Herbst
Archivmeldung vom 20.06.2022
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Ärzteverband "Marburger Bund" fordert schnellere Beschlüsse für Corona-Schutzmaßnahmen für den Herbst. "Ich plädiere dringend dafür, noch vor der Sommerpause die Weichen zu stellen, sonst setzt sich die Politik unter erheblichen Druck", sagte Susanne Johna, Erste Vorsitzende des Marburger Bundes, im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Es wäre verantwortungslos, wenn wir Ende September in eine Regelungslücke schlitterten. In der Zeit bis dahin können nicht nur die Corona-Fälle wieder stark ansteigen, sondern auch die Fallzahlen bei anderen Ansteckungskrankheiten."
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die auf Ende Juni verschobene Evaluation der bisherigen Anti-Corona-Maßnahmen abwarten, um den Entwurf für ein neues Infektionsschutzgesetz zu erarbeiten. Das bestehende läuft am 23. September aus. "Ich kann das Abwarten nicht nachvollziehen", sagte die Marburger-Bund-Vorsitzende dazu. Das sei "riskant", es werde so "verdammt eng, rechtzeitig ein Instrumentarium bereitzustellen".
Nicht allein von Corona gehe ein Risiko für das Gesundheitssystem aus: "Ich halte die Gefahr gleichzeitiger Wellen von Corona und Influenza zum Ende des Sommers oder am Herbstanfang für real", sagte Johna der "NOZ". In Australien sei schon eine ungewöhnlich starke Influenza-Welle zu beobachten, "und zwar deutlich früher als üblich. Darauf müssen wir einfach vorbereitet sein. Wir Ärztinnen und Ärzte wollen nicht zum dritten Mal in zwei Jahren unseren Patienten sagen, dass wir geplante Eingriffe verschieben oder dass wir schwerstkranke Menschen verlegen müssen, teils in andere Bundesländer." Auch wenn es nur regional zu kritischen Überlastungen gekommen sei: "Das will niemand noch einmal erleben!"
Um einem Gesundheitsnotstand vorzubeugen, müsse das neue Infektionsschutzgesetz harte Maßnahmen ermöglichen, forderte der Marburger Bund. "Wir halten nichts von Schul- und Kitaschließungen", sagte Johna. "Alle anderen Maßnahmen, bis hin zu Kontaktbeschränkungen und einer etwaigen Schließung von Bars und Clubs, sind Instrumente, die in den Kasten gehören." Es wäre "fahrlässig, wenn der Bund den Ländern diese Optionen nehmen würde".
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)