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Ärztechef hält Koalitionspläne für schnellere Facharzttermine für überzogen

Archivmeldung vom 21.03.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dr. Andreas Gassen Vorstandsvorsitzender der KBV. Bild: ©BVOU/Anke Jakob
Dr. Andreas Gassen Vorstandsvorsitzender der KBV. Bild: ©BVOU/Anke Jakob

Der neue Ärztechef Andreas Gassen hat die Pläne der großen Koalition, für schnellere Termine beim Facharzt zu sorgen, als vollkommen überzogen bezeichnet. "Ich halte das Thema Wartezeiten für ein Scheinriesen-Problem - je näher man es anschaut, desto kleiner wird es", sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der "Süddeutschen Zeitung".

Laut einer Patientenbefragung der KBV sei das Problem erheblich kleiner als immer wieder gesagt werde. "Oft wird es auch durch die Patienten selbst befördert, die wegen Bagatellerkrankungen den Facharzt aufsuchen oder Termine nicht einhalten." Schon jetzt würden die dringlichen Fälle sofort vom Hausarzt an den Facharzt vermittelt, sagte Gassen. "Die Patienten erhalten dann in der Regel am nächsten, womöglich noch am gleichen Tag einen Termin." Es könne ja auch nicht darum gehen, den Termin bei seinem Wunscharzt zu kriegen. Vieles spreche dafür, dass damit der letzte Rest, der von der sozialdemokratischen Idee einer Bürgerversicherung geblieben sei, "wie eine Monstranz durchs politische Dorf getragen wird". Es handele sich um eine "völlig überblähte" Diskussion, betonte der Ärztechef. An diesem Vorhaben sehe man, dass die Politik im Bereich der Gesundheitspolitik zu einer kolossalen Überregulierung neige und auch vor dirigistischen Eingriffen nicht zurückschrecke, sagte Gassen. "Die Politik regiert damit in die Geschäftsführung von freien und unabhängigen Unternehmern rein. Das ist ein Unding", betonte der KBV-Chef.

Das Thema Ärztemangel nannte er im Gespräch gravierend: "Der Ärztemangel wird uns zu Einschränkungen zwingen." Es könnten dann eben nicht mehr alle alles haben. Die Leistungen müssten besser verteilt werden, etwa durch Wahltarife in der gesetzlichen Krankenkasse. Wir sollten eine Art Grundversorgung definieren, damit jeder unabhängig von Alter, Geschlecht und Vermögen alle wichtigen Leistungen erhält. "Wenn jemand einen Tumor hat, muss er so behandelt werden als ob ihm die Klinik gehört. Wir sollten aber nicht mehr jede Kleinigkeit in diesem Katalog abbilden." Das könnten die Ärzte nicht mehr leisten. "Wir sollten Kranke behandeln und nicht die Bagatellen von Gesunden."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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