Deutschlands transplantierte Sportler attackieren Kirchen wegen Haltung zu Organspende
Archivmeldung vom 15.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttDeutschlands transplantierte Sportler haben vor der Organspende-Abstimmung am Donnerstag im Bundestag schwere Vorwürfe gegen die Kirche erhoben. "Die Freiheit, die Ablehnung einer Organspende mit Schweigen ausdrücken zu können, ist den deutschen Kirchenvertretern wichtiger als die Rettung von Menschenleben", sagte TransDia-Vorstandsmitglied Eberhard Schollmeyer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
TransDia ist der deutsche Sportverein für Transplantierte und Dialysepatienten. "Ausgerechnet die Kirche warnt die Abgeordneten vor einer Regelung, mit der die Chancen auf Lebensrettung in Deutschland endlich so gut wären wie im übrigen Europa", kritisierte Schollmeyer mit Blick auf den Widerstand von katholischer und evangelischer Kirche gegen die sogenannten doppelte Widerspruchslösung. Diese würde alle Menschen zu potenziellen Spendern machen, sollten sie der Organentnahme nicht widersprechen.
"Wenn die Widerspruchsregelung vom Bundestag abgelehnt werden sollte, kommt auf die Kirchen eine seelsorgerische Aufgabe zu: Sie müssen den Wartepatienten und ihren Angehörigen erklären, dass ihr Sterben Ausdruck eines deutschen Sonderweges ist", erklärte TransDia-Vorstand Schollmeyer, der selbst seit seiner Jugendzeit mit einer Spenderniere lebt. In den Verlautbarungen der Kirchen kämen Wartepatienten aber nicht vor, um sie gehe es ihren Vertretern nicht. "Es scheint um etwas ganz anderes zu gehen: Um die Erhaltung der institutionalisierten Deutungshoheit der Kirche über den Tod. Sie ist den Prälaten wichtiger als das Leben."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)