Suizid-Prognose: Forscher arbeiten an DNA-Test
Archivmeldung vom 22.08.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWissenschaftler an der Indiana University School of Medicine (IU) haben einen RNA-Biomarker identifiziert, der Hinweise auf das Suizidrisiko geben könnte. Vor allem im Blut von Patienten mit bipolaren Störungen und Suizidgedanken, aber auch im Blut von Selbstmördern wurde der Strang identifiziert.
Laut Alexander Niculescu, Psychiatrieprofessor an der IU, sind die Resultate Errungenschaften einer Machbarkeitsstudie, durch die bei einer Person mit erhöhtem Suizidrisiko Hinweise auf impulsives suizidales Verhalten gefunden werden können. "Suizid ist ein großes Problem in der Psychiatrie - und es gibt keine objektiven Frühwarner", erklärt der Wissenschaftler. Man brauche Methoden, um diese tragischen Ereignisse besser zu identifizieren und vorbeugen zu können.
Alle drei bis sechs Monate sammelte das Forscherteam Blutproben, über drei Jahre hinweg. Dabei analysierten die Wissenschaftler Blut von nicht-suizidgefährdeten Patienten gleichermaßen wie von höchst suizidgefährdeten Menschen. Letztendlich identifizierten sie den Marker "SAT1" zusammen mit einigen anderen, die den größten Hinweis auf suizidale Veranlagung geben könnten.
Gene allein bewirken laut Ute Lewitzka, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention, nicht ein erhöhtes Suizidrisiko. Auch soziale Umstände würden eine Rolle spielen. Auf Nachfrage von pressetext, wann der Suizid-Gentest angewandt werden könnte, sagt Lewitzka: "Dann, wenn ein Patient kommt, der in einer schweren Depression steckt und sich behandeln lässt. Mit einem solchen Test kann man bei der Wahl des Settings sicherer werden." Das heißt beispielsweise: Ob der Patient stationär oder ambulant aufgenommen werden sollte oder ob andauernde psychologische Betreuung notwendig ist. Den Test zu missbrauchen, wäre hingegen "eine Katastrophe", warnt Lewitzka.
Aussagekräftig bei Langzeitrisiko
"Die Genmarker spiegeln mehr als nur ein akutes Suizidrisiko wider. Sie könnten Anhaltspunkte dafür sein, wie hoch das Suizidrisiko auf lange Sicht ist", so Forscher Niculescu. Der Psychiater ist sich zwar sicher, dass die Biomarker aussagekräftig sind, doch alle Probanden der Arbeit sind männlich. "Es könnte geschlechtsspezifische Unterschiede geben", erklärt Niculescu. Zusätzlich zur Untersuchung weiblicher Patienten würde er gerne normative Studien mit einer größeren Anzahl an Patienten durchführen. Bisher bezieht sich der Marker nur auf männliche Testpersonen, die an einer bipolaren Störung leiden, und auf Männer, die impulsiv einen "harten" Suizid begehen.
Quelle: www.pressetext.com/Michael Krause