Kinderärzte kritisieren geplante Testpflicht für Kitakinder
Archivmeldung vom 22.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDeutschlands Kinder- und Jugendärzte kritisieren Pläne von Bund und Ländern, nur noch negativ getestete Kinder in Kitas zu lassen. "Das wirkt wie eine Verzweiflungstat angesichts der vielen Versäumnisse der Vergangenheit", sagte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Fischbach weiter: "Wenn Eltern ihre Kleinkinder daheim testen sollen, ist mit vielen falsch negativen und falsch positiven Ergebnissen zu rechnen." Das könnte einerseits ein falsches Sicherheitsgefühl vorgaukeln und andererseits dazu führen, dass nicht infizierte Kinder und deren Freunde in Quarantäne geschickt würden.
Die Auswertung der Massentestungen an Schulen in Österreich habe ergeben, dass der enorme Aufwand auch mit Blick auf die relativ wenig entdeckten Fälle "unverhältnismäßig hoch" wäre, sagte der BVKJ-Präsident. "Viel wichtiger wäre es, Erzieherinnen und Erzieher und das gesamte Personal der Einrichtungen endlich konsequent und engmaschig zu testen, denn in den meisten Fällen wird das Virus von ihnen in die Kitas getragen." Und beim Impfen der Betreuenden "muss es noch deutlich schneller gehen".
In der Beschlussvorlage für den Bund-Länder-Gipfel an diesem Montag wird erwogen, Schulen und Kitas zu schließen, wenn pro Woche kein zweimaliger Corona-Test der betreuten Kinder sichergestellt werden kann. Trotz der Einwände würde sich der BVKJ aber nicht gegen eine Testpflicht stemmen, wenn Schließungen so verhindert werden könnten. "Uns liegt die Lage der Kinder am Herzen. Und in Abwägung der Interessenlage ist es das Allerwichtigste, dass die Einrichtungen nicht geschlossen werden, das dürfen wir den Kindern nicht noch einmal antun", sagte Fischbach. "Wenn die Tests dafür die Bedingung sind, dann sollen sie es halt machen. Aber dann muss auch wirklich sofort sichergestellt werden, dass die Einrichtungen mit ausreichend Tests versorgt werden."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)