Sachsen-Anhalt weiterhin bundesweit trauriger Spitzenreiter bei Herztoten
Archivmeldung vom 07.02.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttTrotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum Vorjahr gibt es in Sachsen-Anhalt mit 295 Herztoten pro 100.000 Einwohner bundesweit nach wie vor prozentual die meisten Todesfälle durch Herzerkrankungen.
Das geht aus dem aktuellen Herzbericht 2018 der Deutschen Herzstiftung hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Im Gespräch mit dem MDR-Magazin "Hauptsache gesund" sieht Beate Bröcker (SPD), Staatssekretärin im zuständigen Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration in Sachsen-Anhalt, dringenden Handlungsbedarf: "Gute medizinische Versorgung, funktionierende Rettungswege - das ist eine Seite der Medaille. Wichtig sind aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen, wie verbesserte Arbeitsmarktdaten und verbessertes Gesundheitsbewusstsein. Zudem braucht es regionale Daten, um aufzeigen zu können, wo es noch Steuerungsbedarf gibt."
Ärzte und Forscher sehen die Gründe für die anhaltend hohe Sterblichkeit gerade in Sachsen-Anhalt in einer "Kumulation von Risikofaktoren" aus Lebensgewohnheiten und alltäglichen Problemen der Menschen in Sachsen-Anhalt, so etwa Prof. Rafael Mikolajczyk, Leiter des regionalen Herzinfarkt-Registers Sachsen-Anhalt am Universitätsklinikum Halle (Saale): "In den neuen Bundesländern sind und waren viele Menschen lange arbeitslos. Leider geht das häufig auch mit dem Anstieg von Risikofaktoren einher. Wir beobachten jetzt auch, dass es viele Raucher in Sachsen-Anhalt gibt sowie viele Menschen mit Übergewicht und einem erhöhten Blutdruck, ohne dies medizinisch behandeln zu lassen."
Prof. Rüdiger Christian Braun-Dullaeus, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie in Magdeburg, nimmt vor allem die Landesregierung in die Pflicht, für gute Ausbildungsplätze und Arbeit zu sorgen: "Wer nicht weiß, ob er nächstes Jahr noch Arbeit hat oder die Rente zum Leben reichen wird, dem kann man nicht erzählen, dass er mit dem Rauchen aufhören soll." Die Erfahrung habe gezeigt: bei wem sich die Alltagssorgen minimierten, der habe dagegen auch den Kopf dafür frei, morgens joggen zu gehen und mittags gesundes Gemüse zu kaufen, meint der Herzspezialist. Hinzu komme, dass ältere Menschen und Frauen in Sachsen-Anhalt erst relativ spät den Notarzt alarmieren würden. "Die Symptome richtig zu deuten, ist immer noch ein Problem", berichtet Braun-Dullaeus. Sei die Notfallkette jedoch aktiviert, laufe sie in Sachsen-Anhalt dank ausreichender Krankenhäuser und Spezialzentren genauso gut wie in anderen Bundesländern. Allerdings hält er die Zahl niedergelassener Kardiologen für zu niedrig: "In Sachsen-Anhalt warten Sie bis zu sechs Monate lang auf einen Termin, denn hier kommen auf einen niedergelassenen Kollegen deutlich mehr Patienten als im Westen."
Auch in Sachsen und Thüringen liegt die Sterblichkeit durch Herzkrankheiten laut dem "Herzbericht 2018" über dem Bundesschnitt. Thüringen steht nach Bremen und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz vier, Sachsen nach Brandenburg und Niedersachsen auf Platz 7. Die niedrigsten Sterbequoten verzeichnen weiterhin Berlin, Hamburg und Baden-Württemberg. Eine Haupttodesursache bleibt der Herzinfarkt. In Sachsen-Anhalt starben hier 75 Menschen pro 100.000 Einwohner (2016) - im Vorjahr waren es noch 82 (2015). Damit liegt das Land hier ebenfalls weit über dem Bundesschnitt, nur in Brandenburg starben prozentual mehr Menschen an einem Herzinfarkt.
Der Deutsche Herzbericht 2018 wird herausgegeben von der Deutschen Herzstiftung in Zusammenarbeit mit den ärztlichen Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), Herzchirurgie (DGTHG) und Kinderkardiologie (DGPK).
Weitere Informationen:
"Hauptsache gesund" / donnerstags, 21 Uhr, MDR-Fernsehen / http://mdr.de/hauptsache-gesund
Quelle: MDR Exklusiv-Meldung (ots)