Kritiker bezweifeln medizinische Notwendigkeit von Kieferkorrekturen
Archivmeldung vom 21.07.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtExperten ziehen den medizinischen Nutzen von ästhetischen Kieferkorrekturen in Zweifel. Der zahnärztliche Vertreter des deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, Jens Türp, sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Der wissenschaftliche Beleg des Nutzens von Kieferorthopädie für die Mundgesundheit ist schwach." Der Großteil kieferorthopädischer Maßnahmen führe vor allem zu ",mehr Ästhetik und dentaler Wellness", so Türp.
"Verschönerung mag als Grund für eine mehrjährige, Tausende Euro teure Therapie ausreichen." Ihm gehe es "um die ehrliche Aufklärung". Patienten und Eltern müssten erfahren, dass sich die Gesundheit des Kindes durch die geplante kieferorthopädische Therapie in den meisten Fällen nicht grundlegend verbessere.
Der Ludwigshafener Kieferorthopäde Henning Madsen betonte in "Focus": "Der Wunsch nach Schönheit für das eigene Kind ist in den Herzen tief verankert." Viele Eltern hätten Angst hätten davor, Fehlstellungen im Gebiss würden Sohn oder Tochter im späteren Leben krank machen. "Die Sorge ist fast immer unbegründet", so Madsen: "So logisch es auch klingt, dass nur ein ebenmäßiges Gebiss gesund ist - durch Studien belegt ist dies nicht!"
Nur wenige Abweichungen von der anatomischen Norm machten tatsächlich anfällig für Gesundheitsstörungen. Dazu zählten etwa verlagerte Zähne oder ausgeprägte Überbisse. Madsen kritisierte in "Focus" außerdem, dass in Deutschland nicht immer nach internationalen Standards therapiert werde. So hätten sich abnehmbare Spangen, die hierzulande traditionell eingesetzt werden, in Studien als weniger effektiv erwiesen als festsitzende Modelle.
Quelle: dts Nachrichtenagentur