Neue Substanz gegen Übergewicht gefunden
Archivmeldung vom 23.10.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakEine dänische Studie mit über 200 Übergewichtigen an der Kopenhagener Universität ergab, dass Tesofensine doppelt so wirksam sind, wie die bereits zugelassenen Pillen aus Sibutramin oder Rimonabant.
Abnehmen beginnt im Kopf: Viele Appetitzügler setzen darauf, Hungergefühle im Gehirn zu unterdrücken. Der Substanz Tesofensine kamen Forscher rein zufällig auf die Spur. Der Wirkstoff lässt die Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin länger im Gehirn zirkulieren, weil es ihre Wiederaufnahme in die Nervenzellen verhindert. Ursprünglich beobachteten Forscher seine Wirkung auf Alzheimer– und Parkinsonpatienten. Dabei stellten sie fest, dass ihre Versuchsteilnehmer unabsichtlich Gewicht verloren, denn Tesofensine unterdrückt Hunger. Daraufhin nahmen sie den Wirkstoff als neuen möglichen Kandidaten für einen Appetitzügler im Tiermodell näher unter die Lupe.
Nun folgten Studien an Menschen: Ein dänisches Forscherteam um Arne Astrup von der Universität in Kopenhagen beobachtete 203 fettleibige Menschen mit einem Body-Mass-Index zwischen 30 und 40. Im Mittel wogen die Versuchsteilnehmer über 100 Kilogramm. Die Mediziner verschrieben ihnen eine kalorienreduzierte Diät. Eine Gruppe erhielt ein Placebo, die anderen jeweils 0,25, 0,5 beziehungsweise ein Milligramm des Wirkstoffs. Nach 24 Wochen hatten die Probanden, die ein Scheinpräparat bekamen, im Durchschnitt 2,2 Kilogramm abgenommen. Die Versuchsteilnehmer mit der geringsten Dosis Tesofensin waren nach dem Beobachtungszeitrum 6,7 Kilo leichter. Die Gruppe, die 0,5 Milligramm des Wirkstoffs eingenommen hatte, speckte im Durchschnitt 11,3 Kilogramm ab, die Teilnehmer der Gruppe mit der höchsten Dosis verlor 12,8 Kilo. Damit wirken die beiden höheren Dosierungen doppelt so effektiv wie die bereits zugelassenen Schlankpillen mit den Wirkstoffen Sibutramin oder Rimonabant, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Lancet“.
Zu den Nebenwirkungen gehörten Mundtrockenheit, Übelkeit, Verstopfung, harter Stuhl, Durchfall und Schlaflosigkeit. Die Mediziner halten die tägliche Dosis von 0,5 Milligramm für besonders vielversprechend, weil sie den Appetit wirksam reduziere und bei dieser Menge vergleichsweise wenig Nebenwirkungen auftreten. Allerdings müssten weitere Studien ihre Ergebnisse noch erhärten, betonen die Wissenschaftler.