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Erwachsenen-Gehirne verändern sich stets

Archivmeldung vom 26.10.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.10.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Affengehirn vereinfacht: neue Axone grün dargestellt.
Affengehirn vereinfacht: neue Axone grün dargestellt.

Bild: rockefeller.edu

Lebensverändernde Momente verändern auch das Gehirn. Vom ersten Kuss bis zum letzten Abschied kommt es laut einer neuen Studie unter der Leitung der Rockefeller University zu Veränderungen in den Zellen. Die Fähigkeit, zu lernen und sich zu erinnern, geht jedoch weit über die Erfahrungen hinaus, die wir bejammern oder wie einen Schatz bewahren wollen.

Oft unbewusste Vorgänge

Das Team um Charles D. Gilbert geht sogar davon aus, dass sich, auch wenn Menschen nicht bewusst neue Erinnerungen formen, das Gehirn entscheidend verändert. Dadurch verändert sich die Art und Weise, wie wir die Welt sehen und mit ihr interagieren. Manche Verbindungen im Gehirn werden laut dem Experten bereits sehr früh in einer für das spätere Leben entscheidenden Phase geformt. "Andere verändern sich jedoch, so lange wir leben und spielen eine wichtige Rolle dabei, wie wir bei neuen Erfahrungen Informationen in unserem Gehirn verschlüsseln."

Die in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichte Studie konzentrierte sich auf das perzeptuelle Lernen, also einen Prozess, bei dem die Sinne angepasst werden, um die Feinheiten von verschiedenen Bildern, Tönen und Gerüchen besser wahrzunehmen. Meistens ist es dem Menschen nicht bewusst, dass eine Fähigkeit, zum Beispiel diejenige, zwei verschiedene Formen zu unterscheiden, sich verbessert hat. Kommt es aber immer wieder zu einem Kontakt mit derartigen Aufgaben, findet ein unbewusstes Lernen statt.

Neue Verbindungen im Gehirn

In der Forschung bekannt ist, dass das Gehirn über die Fähigkeit verfügt, sich umzugestalten. Dieser Vorgang ist demnach zum einen auf die normale Bildung von Erinnerungen zurückzuführen, zum anderen ermöglicht er auch die Wiederherstellung nach einer Verletzung des Gehirns. Laut Gilbert finden derartige Veränderungen auch unter normalen Umständen statt, so dass also das erwachsene Gehirn durchaus in der Lage ist, neue Verbindungen zu schaffen. "Es handelt sich um einen Mechanismus, den wir laufend benutzen."

Störungen dieser Funktion werden dem Experten nach durch manche Erkrankungen des Gehirns verursacht. "Diese Form neuronaler Flexibilität findet in Bereichen statt, die außerhalb unserer Wahrnehmung zu finden sind." Wird dieser Mechanismus gestört, könnte es auch zu Autismus oder Schizophrenie kommen. Tests mit zwei Makaken bestätigten diese Theorien.

Je besser die Tiere beim Lösen einer Aufgabe in Labortests wurden, desto aktiver wurden die Neuronen im visuellen Kortex und desto mehr neue Axone bildeten sich, die zum Teil auch alte ersetzten. Damit ist eindeutig nachgewiesen, dass sich auch das erwachsene Gehirn permanent verändert. "Wir haben immer gewusst, dass das Gehirn im Erwachsenenalter eine gewisse Formbarkeit braucht, damit neue Erinnerungen entstehen können. "Es zeigte sich jedoch, dass diese Formbarkeit unsere Erwartungen deutlich übersteigt", erklärt Gilbert.

Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann

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