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Gefährlicher Mief aus dem Mund

Archivmeldung vom 21.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Mundgeruch ist ein Thema, das vielen peinlich ist - es ist ein Tabuthema. Dabei ist es höchste Zeit, darüber zu reden. Denn der Mief aus dem Mund kann auf schwere Erkrankungen hinweisen.

Bislang hat sich die Wissenschaft des anrüchigen Themas kaum angenommen. Daher gibt es nur Schätzungen, wie viele Menschen in Deutschland unter Mundgeruch leiden, der in der Fachsprache Halitosis genannt wird. Etwa 15 Millionen dürften betroffen sein.

Schlechter Atem entsteht meist, wenn man seine Zähne nicht oft genug putzt. Die Folgen sind Zahnbelag und Karies. Nicht immer ist jedoch der schlechte Atem nur Folge falscher Mundhygiene oder mangelnder Ernährung, wie der Berufsverband Deutscher Internisten berichtet. Azeton-Geruch etwa könne auch Symptom einer diabetischen Ketoazidose sein. Diese lebensbedrohliche Folge eines Typ-1-DiabetesTyp-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Dadurch kann die Bauchspeicheldrüse den Körper nicht mehr mit ausreichend Insulin versorgen (absoluter Insulinmangel). Da Insulin die Konzentration des Zuckers (Glukose) im Blut reguliert, steigen in der Folge die Blutzuckerwerte an. Der Typ-1-Diabetes tritt vor allem bei Kinder und Jugendlichen auf und wird deshalb jugendlicher (juveniler) Diabetes genannt. löse durch zu hohe Blutzuckerspiegel und den gestörten Fettstoffwechsel eine Übersäuerung des Bluts aus und könne zu einem diabetischen Koma führen. Die Patienten müssten umgehend auf einer Intensivstation mit Insulin behandelt werden.

Nierenschwäche oder Nierenversagen kann dagegen nach Angaben des Münchner Gastroenterologen Martin Strauch einen nach Urin riechenden Atem zur Folge haben. Denn wenn die Nieren nicht mehr richtig funktionieren, werden Schadstoffe nicht mehr ausreichend aus dem Blut gefiltert. Diese Substanzen, die normalerweise über die Nieren und den Urin ausgeschieden werden, gelangen nun aus dem Blut in die Lungen und werden ausgeatmet.

Auch Tumore in der Speiseröhre oder im Magen könnten dazu führen, dass Flüssigkeiten oder Gase aus dem Verdauungstrakt in die Mundhöhle gelangten, sagt Strauch. Diese machten sich dann durch einen unangenehmen Geruch bemerkbar. Darüber hinaus könnten beispielsweise auch Abszesse in der Lunge schlechten Geruch verbreiten, wenn sich Eiter in der Lunge befinde.

In den meisten Fällen entstehe schlechter Atem jedoch direkt in der Mundhöhle durch Zersetzungsprozesse der dort siedelnden Bakterien, sagt der Mediziner: «Insbesondere nach dem Genuss von Milchprodukten oder Süßigkeiten entstehen schlecht riechende Substanzen.»

Wer Mundgeruch hat, muss deshalb nicht gleich in Panik ausbrechen. Die Ursachen können auch relativ harmlos sein. Karies zum Beispiel oder wenn Reste von Zahnwurzeln im Kiefer verfaulen. Dann ist ein Zahnarztbesuch dringend geboten.  Gleiches gilt bei einer entzündeten Mundschleimhaut oder bei entzündetem Zahnfleisch.

Ein harmloser Schnupfen, entzündete Nasennebenhöhlen oder entzündete Rachenmandeln können bei Betroffenen ebenfalls kurzzeitig zu Mundgeruch führen. Darüber hinaus führt Rauchen zu Mundgeruch. Und auch ein trockener Mund entlässt schlechten Atem. Daher riechen viele Menschen morgens nach dem Aufstehen nicht gut aus dem Mund.

Mundgeruch ist vielen peinlich. Einige haben so viel Angst davor, dass sie sich den schlechten Atem sogar einbilden. Andere wiederum tragen ihn vor sich her, ohne ihn selbst wahrzunehmen. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte nennen dieses Phänomen Adaption. Weil der Mund mit dem Nasenraum verbunden ist, ist der Geruchssinn des Betroffenen dauerhaft dem Mundgeruch ausgesetzt, so dass ein Gewöhnungseffekt eintritt.

Diesen Effekt kann auch beobachten, wer aus dem Freien in einen stickigen Raum kommt. Er wird den Geruch zunächst als unangenehm empfinden, während diejenigen, die sich schon längere Zeit in dem Zimmer befinden, ihn vielleicht gar nicht mehr bemerken.

So erklärt sich, warum andere den Mundgeruch deutlich wahrnehmen. Sie werden plötzlich damit konfrontiert, daher empfinden sie den Geruch als besonders intensiv. Sprich: Wer ohnehin einen Kater hat, hat sich an seine Fahne schon längst gewöhnt.

Wenn Mundgeruch zum Dauerzustand wird, kann es peinlich werden. Nicht selten schweigt das Umfeld, um den Betroffenen zu schonen - und nimmt ihm damit die Chance, sich behandeln zu lassen.

Abhilfe versprechen kleine Atemmessgeräte, mit denen der Schwefelgehalt des Atems gemessen werden kann. Einfacher geht es so: Handrücken ablecken, Speichel trocknen lassen und dran riechen - die Konzentration des Geruchs verändert sich und kann dann manchmal wahrgenommen werden.

Für den Münchner Mediziner Strauch ist das wirksamste Mittel gegen harmlosen Mundgeruch regelmäßiges und sorgfältiges Zähneputzen. In hartnäckigen Fällen könnten auch ein Zungenschaber oder Mundwasser helfen.

Einen ganz unkonventionellen Rat hat der Zahnkreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten parat: Zwiebeln, Petersilie und Wasser. Wer täglich rohe Zwiebeln isst, tut seinen Zähnen Gutes. Die Sulfide der Zwiebel, die den typischen Geschmack ausmachen, bekämpfen auch den Kariesverursacher Streptococcus mutans. Vor dem üblen Zwiebelatem schützt ein altes Hausmittel: frische Petersilie. Und wer ausreichend Wasser trinkt, bringt seinen Zellstoffwechsel in Schwung und sorgt für pralles und gesundes Zahnfleisch, das die Zähne gut festhalten kann.

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