Verbraucherschützer warnen vor Überzuckerung in Europa
Archivmeldung vom 22.01.2018
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Freigeschaltet durch André OttNach der kürzlich erfolgten Liberalisierung des EU-Zuckermarktes warnen Verbraucherschützer vor wachsenden Gefahren für die Gesundheit durch Überzuckerung. Die Verbraucherorganisation Foodwatch und die Deutsche Diabetes-Hilfe fordern deshalb für die anstehenden Koalitionsverhandlungen Festlegungen auf eine Regierungsstrategie für gesunde Ernährung, berichtet die "Welt am Sonntag". Zu befürchten sei, dass sinkende Zuckerpreise Anreize für die Lebensmittelindustrie setzten, noch stärker auf margenstarke Zuckergetränke, Süßigkeiten und andere ungesunden Lebensmittel zu setzen.
Zugleich werde die Entwicklung ausgewogener Produkte vernachlässigt, so Foodwatch. "Es lohnt sich einfach immer weniger, gesündere Produkte anzubieten", sagte Foodwatch-Sprecher Dario Sarmadi. Die Organisation fordert daher eine ordnungspolitische Steuerung. "Die Industrie braucht Anreize, ausgewogene Lebensmittel zu vermarkten", sagte Sarmadi. Für bedenklich halten die Verbraucherschützer vor allem einen vermehrten Einsatz von Isoglukose.
Das aus Mais- oder Weizenstärke gewonnene Süßungsmittel ist in den USA unter dem Namen "High Fructose Corn Syrup" bekannt und wird dort vor allem zum Süßen von Softgetränken genutzt. In der EU war Isoglukose, dessen Produktion deutlich billiger ist als Kristallzucker, bisher auf fünf Prozent des Gesamtzuckerverbrauchs kontingentiert. Seit diese Regulierung weggefallen ist, müsse mit einer verstärkten Nutzung der billigeren Isoglukose auch in europäischen Lebensmitteln gerechnet werden, sagte Stefanie Gerlach, Leiterin Gesundheitspolitik bei der deutschen Diabetes-Hilfe, der Zeitung. Dabei sei der Zuckergehalt vieler Lebensmittel schon jetzt wesentlich höher, als vielen Konsumenten bewusst sei. Die Deutschen würden "quasi mit Zucker zwangsernährt". Nötig sei daher die Einführung einer "Lebensmittel-Ampel", die einen leicht erkennbaren Hinweis auf Inhaltsstoffe sowie Zucker- und Fettgehalt gebe.
Quelle: dts Nachrichtenagentur