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foodwatch-Aktion bei Nestlé: Konzern lehnt Goldenen Windbeutel ab

Archivmeldung vom 01.10.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.10.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
foodwatch-Aktivisten versuchen an der Nestlé-Zentrale in Frankfurt den Negativpreis "Goldener Windbeutel" für die dreisteste Werbelüge des Jahres zu überreichen. Bild: "obs/foodwatch e.V./Petra Welzel"
foodwatch-Aktivisten versuchen an der Nestlé-Zentrale in Frankfurt den Negativpreis "Goldener Windbeutel" für die dreisteste Werbelüge des Jahres zu überreichen. Bild: "obs/foodwatch e.V./Petra Welzel"

"Ich will keine Werbelüge mehr sein" - mit diesem Demonstrationsschild steht eine Aktivistin im menschengroßen Alete-Trinkmahlzeit-Kostüm auf der kleinen Wiese vor der Nestlé-Deutschlandzentrale in Frankfurt am Main. "Der Goldene Windbeutel 2014 geht an Nestlé", heißt es auf einem weiteren Transparent - und auf der Litfaßsäule, die gerade noch eine Reminiszenz an Heinrich Nestlé gezeigt hatte. Aktivisten der Verbraucherorganisation foodwatch haben die Plakate zum 200sten Geburtstag des Firmengründers kurzerhand überkleistert.

Ein Produkt, vor dem Kinderärzte warnen, das Nestlé aber als babygerecht und gesund verkauft - dafür hat der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres erhalten. Bei der von foodwatch initiierten Online-Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014 waren 45,8 Prozent von mehr als 158.000 Stimmen auf die Alete Trinkmahlzeiten entfallen. Den Negativpreis aber wollte Nestlé heute nicht annehmen, die Konzernspitze stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung. Unternehmenssprecher Achim Drewes erklärte vor dem Nestlé- Hochhaus lediglich, Nestlé sei der Kritik von Kinderärzten mit Produktänderungen bereits vor Jahren nachgekommen. Die Alete Trinkmahlzeiten seien "bedenkenlos" und für "Babys ab dem 10. Monat geeignet", so Drewes. Von einer Werbelüge könne "keine Rede sein, geschweige denn von einer Gesundheitsgefährdung." Und den Goldenen Windbeutel? "Den können Sie gleich wieder mitnehmen."

Tatsächlich hatte die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Trinkbreie bereits 2007 als "unverantwortlich" bezeichnet und einen Vermarktungsstopp gefordert. Nestlé reagierte darauf mit einigen Produktänderungen - nach wie vor jedoch bestätigt die DGKJ ihre Kritik an den Produkten. In einer E-Mail vom 30. Juli 2014 bestätigte Prof. Berthold Koletzko, der Vorsitzende der DGKJ-Ernährungskommission: "Die DGKJ spricht sich weiterhin gegen sogenannte Trinkbreie aus." Zudem betonen die Kinderärzte, sollten Breie nicht aus Flasche oder Becher getrunken, sondern mit dem Löffel gefüttert werden - Nestlé selbst empfiehlt dagegen Becher bzw. Tassen für seine Kalorienbomben.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) raten von Trinkmahlzeiten wegen des Risikos der Überfütterung und der frühkindlichen Kariesbildung grundsätzlich ab.

"Nestlé handelt ohne Rücksicht auf die Gesundheit von Säuglingen", erklärte Oliver Huizinga, foodwatch-Experte für Lebensmittelwerbung. "Der Konzern dreht Eltern die lange Nase: Er setzt seine Werbelügen zu Lasten von Babys unbeeindruckt fort, denn anders als von Nestlé behauptet warnen Kinderärzte auch weiterhin vor Trinkmahlzeiten wie denen von Alete. Heinrich Nestlé dürfte sich im Grabe herumdrehen."

Quelle: foodwatch e.V. (ots)

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