Tierschutzbund: Bundesregierung versagt bei Lebensmittelkennzeichnung
Archivmeldung vom 29.08.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Deutsche Tierschutzbund hat der Bundesregierung in Sachen Lebensmittelkennzeichnung Versagen vorgeworfen. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Verbandspräsident Thomas Schröder: "Seit Jahren kommt die Bundesregierung ihrer Verantwortung für eine transparente Kennzeichnung nicht nach, gesetzliche Standards sind noch immer ungenügend." Statt für Aufklärung zu sorgen, werde Werbelügen von glücklichen Tieren Raum gelassen, sagte Schröder. Dabei zeige die breite Debatte über Zustände in Ställen, dass der Verbraucher eine Orientierung möchte.
Zugleich kritisierte der Verbandspräsident die Intensiv-Tierhaltung in Deutschland und sprach von "Qualzucht". Besonders scharf griff er dabei die Putenhaltung an: "Wer Putenfleisch aus konventioneller Haltung isst, der isst Fleisch von verkrüppelten Tieren". Vor allem die männlichen Puten könnten am Ende der Mast kaum noch stehen. Schröder sagte der "NOZ": "Tiere in der Hochleistungszucht sind schlichtweg kaputtgezüchtet."
Zugleich verteidigte der Verbandspräsident die Landwirte aber gegen den pauschalen Vorwurf der Tierquälerei: "Der Landwirt ist genauso Opfer des Billigpreissystems wie das Tier." Zum einen seien fast ausschließlich Hochleistungsrassen zu erhalten. Zum anderen bleibe den Bauern kaum finanzieller Spielraum, um in den Tierschutz zu investieren. "Da kann man den Bauern nicht einmal etwas vorwerfen", so Schröder. Er attackierte stattdessen den Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland für dessen Niedrigpreispolitik: "Hier spielt der Handel ganz klar die Rolle des Bösen. Er nimmt Tierleid in Kauf."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)