Naturland warnt vor gentechnisch verändertem Raps
Archivmeldung vom 19.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist wieder soweit: leuchtende gelb blühende Rapsfelder ziehen sich wie gelbe Farbteppiche über das ganze Land. Wer schon einmal in die Flugschneise zwischen einem blühendem Rapsfeld und einen Bienenstock geraten ist, weiß, dass Bienen im wahrsten Sinne des Wortes auf Raps fliegen.
Angesichts der blühenden Landschaften und der emsigen Bienen warnt Naturland vor den Gefahren, die mit der möglichen Ausweitung des Anbaus von gentechnisch verändertem Raps in Deutschland drohen. Schon vor Jahren wurden in
Honig kanadischer Herkunft transgene Rapspollen nachgewiesen. Der
unbeabsichtigte Eintrag von gentechnisch verändertem Pollen in Honig
könnte auch in Deutschland zu einem großen Problem werden, wenn es zu
einem großflächigen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen kommt.
"Am Beispiel der Honigbiene wird deutlich, dass es mit gentechnisch
verändertem Raps keine Koexistenz gibt. Ein Bienenvolk befliegt eine
Fläche von 30 bis 160 Quadratkilometern, daran erkennt jeder Laie,
dass der Schutz vor gentechnischen Verunreinigungen durch
Abstandsregelungen nicht praktikabel ist, " erläutert Hans
Hohenester, Präsidiumsvorsitzender von Naturland.
Wohin mit den Bienen
Naturland Imker wählen bei der Aufstellung der Bienenvölker
ökologisch bewirtschaftete bzw. naturbelassene Flächen. Laut
Richtlinien muss der Standort der Völker gewährleisten, dass es im
Umkreis von drei Kilometern zu keiner nennenswerten Beeinträchtigung
kommt. Bei Verdacht auf Verunreinigungen schreiben die Naturland
Richtlinien vor, dass die erzeugten Produkte nicht mehr unter dem
Naturland Zeichen vermarktet werden dürfen. Die Ausweitung des
Agro-Gentechnikanbaus würde dazu führen, dass es keine unbedenklichen
Standorte mehr gibt. Heuer blühen über 1,4 Millionen Hektar
Rapsfelder in strahlendem Gelb. Mecklenburg-Vorpommern führt mit
240.000 Hektar Rapsanbau die Bundesländer an, gefolgt von Bayern mit
circa 170.000 Hektar. Gentechnisch veränderter Raps ist in
Deutschland für den kommerziellen Anbau bislang nicht zugelassen, ein
Anbau für Versuchszwecke wird durchgeführt.
Keine Wahlfreiheit mit Gentechnik-Raps
Eines ist sicher: die viel propagierte Wahlfreiheit für die
Konsumenten, die Imker und für die ökologische Landwirtschaft droht
auf der Strecke zu bleiben. Bienen unterscheiden nicht zwischen
herkömmlichen Pflanzen und Gentechnikpflanzen und werden ihren Teil
zur Auskreuzung von gentechnischen Veränderungen und damit einer
schleichenden Kontamination der ökologischen und konventionellen
Landwirtschaft beitragen. "Wenn gentechnisch manipulierte Pflanzen in
großem Stil angebaut werden, sind unsere Imker die ersten Verlierer.
Sie können ihren Honig nicht mehr als Bio-Produkt anbieten, und die
ökologische Bienenhaltung in der bisherigen Form wird unmöglich.
Naturland fordert daher die Umsetzung des Verursacherprinzips bei der
Haftung und den Erlass einer EU-weiten Verordnung, die einen
verbindlichen Rechtsrahmen schafft, um alle Landwirte zu schützen die
auch weiter ohne Agro-Gentechnik arbeiten wollen," ergänzt Hans
Hohenester.
Naturland fördert den Ökologischen Landbau weltweit und ist mit
über 46.000 Bauern einer der größten ökologischen Anbauverbände. Als
zukunftsorientierter Verband gehören für Naturland Öko-Kompetenz und
soziale Verantwortung zusammen.
Quelle: Pressemitteilung Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V.