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Stevia: Schweiz führt als erster europäischer Staat Natur-Süßstoff ein

Archivmeldung vom 29.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Experten der Universität Hohenheim rechnen mit europaweiter Zulassung von Stevia und werten Vorstoß der Schweiz als Wettbewerbsvorteil.

Coca-Cola und Pepsi haben bereits angekündigt, in Kürze Stevia-gesüßte Getränke auf den Markt bringen zu wollen. Seit ein UN-Expertengremium im Juni dieses Jahres die gesundheitliche Unbedenklichkeit des natürlichen Zuckerersatzstoffes attestiert hat, gilt die EU-weite Zulassung als sehr wahrscheinlich. Einen Wettbewerbsvorteil sehen Experten der Universität Hohenheim nun in der Ankündigung der Schweiz, den lange umstrittenen Süßstoff, als erster europäischer Staat, im Rahmen von Einzelanträgen zuzulassen. Die Universität Hohenheim forscht seit 1998 zu Stevia mit finanzieller Unterstützung der EU. Eine Stevia-Informationsveranstaltung für Entscheider und Verbände der europäischen Lebensmittelindustrie findet am 16. Oktober 2008 an der Universität Hohenheim statt. Anmeldungen sind noch möglich unter [email protected] "Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auf Stevia-Basis gesüßte Cola-Getränke auf den europäischen Markt kommen", begründete Elisabeth Nellen-Regli, Sektionsleiterin im Bereich Lebensmittelsicherheit des Schweizer Bundesamts für Gesundheit, den Vorstoß der Schweizer Behörden.

"Stevia hat ein großes Zukunftspotential in der Lebensmittelindustrie" bescheinigt auch Prof. Dr. Thomas Jungbluth, Dekan der Fakultät Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim. Der natürliche Zuckersatzstoff ohne Kalorien und mit bester Verträglichkeit für Diabetiker ist gegenwärtig in einigen Staaten der Welt unter anderem in Japan zugelassen. Entsprechende Anträge zur Zulassung in der EU sind gestellt.

Erst im Juni diesen Jahres hat der UN-Ausschuss Joint Expert Committee on Food Additives (JECFA) die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Stevia-Süßstoff festgestellt und einen Richtwert festgesetzt, wonach die tägliche Einnahme von 0 bis 4 mg/kg Steviol als sicher beurteilt werden. Diese Einschätzung gilt für Stevia-Süßstoffe mit einem Reinheitsgrad von mehr als 95%.

Expertenmeinung: Vorstoß verschafft Schweizer Lebensmittelindustrie Wettbewerbsvorsprung in der EU

Als "interessanten Schachzug" wertet Dr. Udo Kienle, Stevia-Experte der Universität Hohenheim, die Entscheidung der Schweizer Behörden für eine zügige Zulassung für den Schweizer Markt. "Die Schweiz gibt somit ein hervorragendes Experimentierfeld für international operierende Lebensmittelkonzerne wie Coca-Cola, Nestle und Pepsi-Cola ab, um Marketingstrategien und Verbraucherakzeptanz zu testen".

Für die überwiegend mittelständisch und regional orientierte Lebensmittelindustrie der Europäischen Union bringe die Vorgehensweise der Schweiz jedoch erhebliche Wettbewerbsnachteile. "Bei einer Zulassung in der EU, mit der in Zukunft zu rechnen ist, haben Unternehmen, die in der Schweiz Stevia schon am Kunden testen konnten, ausgefeilte Marketing- und Vertriebskonzepte in der Tasche", kommentiert Dr. Udo Kienle.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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