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WWF: Auf Shrimps und Scholle lieber verzichten

Archivmeldung vom 24.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Zuerst die gute Nachricht: Fischgenuss ohne Reue ist möglich. Auch in Zeiten, in denen die Überfischung der Meere zunimmt, dürfen Seelachs, Hering, Forelle oder Zander weiterhin auf den Teller. Schwertfisch, Hai, Rotbarsch und tropische Shrimps sollten dagegen besser nicht in den Einkaufskorb.

Das kann man dem neuen "WWF-Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte" entnehmen, der gestern in Steffen Hensslers Fischrestaurant Ono vorgestellt wurde. Die Naturschutzorganisation stellt in der Liste die Bewertungen von 35 Wildfischarten aus mehr als 70 Beständen sowie zehn Aquakulturen im Ampelsystem (mit den Farb-Wertungen Rot, Gelb und Grün) vor.

Rot steht für "Lieber nicht". Diese Art wird stark befischt, oder die Art der Zucht oder des Fangs greift stark in die Natur ein. 27 Mal vergab der WWF diese Farbe, unter anderem an den europäischen Aal, den Ostsee-Dorsch und den Gelbflossen-Tunfisch. Mit Gelb wurden 23 Fische als "Zweite Wahl" gekennzeichnet. Hier belasten die Fangmethoden die Natur, und die Zucht wird als kritisch bezeichnet. Zu dieser Kategorie zählen Kabeljau aus Island, Scholle aus der Nordsee und Pangasius aus Vietnam.

Mit Grün wurden schließlich 23 weitere Fische als "Gute Wahl" gekennzeichnet: Die Arten sind nicht überfischt, die Zucht ist gut, es existiert ein minimaler Umwelteinfluss. Hering aus der nördlichen und zentralen Ostsee, Sardinen aus dem Nordost-Atlantik oder Karpfen aus Deutschland erfüllen diese Kriterien.

"Die Politik ist gescheitert. Was heute an Fischfangquoten festgelegt wird, ist doppelt so hoch wie die wissenschaftlichen Empfehlungen", sagt Heike Vesper, WWF-Fischereiexpertin. Deshalb habe der WWF unter anderem die Entwicklung der Bestände analysiert, ökologische Effekte des Fangs bemessen und das Fischfang-Management in den Herkunftsländern durchleuchtet.

So ist zum vierten Mal der Einkaufsführer entstanden, der beschreibt, welche Bestände einer Art gesichert und welche gefährdet sind. Vesper: "Von Kabeljau aus den überfischten Beständen der Ost- und Nordsee raten wir zum Beispiel ab, wogegen Kabeljau aus der Nordost-Arktis völlig okay ist. Wenn die Herkunftsangabe fehlt, sollte man aber generell darauf verzichten."

77 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt. Oft ist ein Drittel jedes Fangs Beifang von unerwünschten Fischarten oder anderen Meerestieren, der sterbend oder tot ins Meer zurückgeworfen wird. Und das bei 90 Millionen Tonnen Fisch, die jährlich aus dem Meer geholt wird. Doch auch die weltweit wachsende Aquakultur ist nicht immer umweltfreundlich: Für Lachs-Zuchten in Chile werden ganze Küstenstriche zerstört. Von tropischen Garnelen-Zuchten sind umwelt- und gesundheitsschädliche Einleitungen in das Wasser bekannt.

Deshalb empfiehlt der WWF das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council), das weltweit Betriebe zertifiziert, die nicht zur Überfischung führen und das Ökosystem schonen. Die Hamburger Traditionsfischfirma Friedrichs war einer der ersten Anbieter von geräuchertem Wildlachs mit MSC-Siegel. "Das war am Anfang ein steiniger Weg, aber jetzt würdigen es die Kunden", sagt Marketingchefin Kathrin Runge. Auch Edeka ist eine Kooperation mit dem WWF über MSC-Produkte eingegangen: "Unser Ziel ist es, bis Ende 2011 nur noch Fisch aus nachhaltiger Fischerei anzubieten", sagt Sprecher Alexander Lüders.

Schließlich ist mit dem Hamburger Koch Steffen Henssler ein bekannter Mitstreiter in die Bewegung eingeschert: "Wenn wir so weiter machen würden wie bisher, könnte ich ansonsten in 20 Jahren kein weiteres Fischrestaurant mehr eröffnen."

Im Internet können Sie den kompletten Einkaufsratgeber "Fisch und Meeresfrüchte" unter www.wwf.de/fisch herunterladen.

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