Europäer essen doppelt so viel Fisch wie sie dürften
Archivmeldung vom 31.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer in der EU lebt und mehrmals wöchentlich Fisch isst, verhält sich seit dem 10. Juli nicht mehr nachhaltig. Eine Studie des New Ecomonics Foundation Nef mit der Umweltorganisation Pew Environment Group hat einen EU-Fischkalender erstellt, bei dem die Menge an Fisch, die nachhaltig gefangen oder gezüchtet werden kann, mit der tatsächlichen Konsumation gegen gerechnet wird. Demnach essen die Europäer doppelt so viel Fisch wie sie eigentlich dürften.
"Unsere EU-Fischfangflotten fahren um
die ganze Welt, um Fische zu fangen. Das führt zu einer ökologischen
Verschuldung der EU-Bürger", meint Mike Walker, Communications Manager
der Pew Environment Group im pressetext-Interview. Die
Umweltorganisation hat den Fischkalender sogar auf die einzelnen
EU-Länder übertragen. "In Österreich ist dieses Debit bereits am 15.
Jänner erreicht, in Deutschland erst am 5. Mai", so der Experte. "Im
Prinzip geht es darum, das EU-Fischereirecht gründlich zu reformieren
und Fischerei endlich nachhaltig zu machen."
Europa nimmt anderen den Fisch weg
"Die zunehmende Abhängigkeit der EU vom Fischfang führt dazu, dass wir stark von Fischen außerhalb der Grenzen abhängig sind. Dieser Trend verschlimmert sich zusehends", erklärt Walker. "In Wirklichkeit nehmen wir anderen den Fisch weg. Dramatisch daran ist, dass auch die weltweiten Fischbestände bereits voll oder zumindest zum Großteil ausgebeutet sind."
Da der EU-Markt für Speisefisch der größte
weltweit ist, ist er auch für Exporte aus Entwicklungsländern
interessant. Das führt umgekehrt jedoch dazu, dass auch dort
Überfischung zunimmt. Als weiterer Negativfaktor kommt die finanzielle
Förderung für Fische hinzu, die keine Markttransparenz zulässt. "Die
Aufrufe von Medizinern aus Gesundheitsgründen weniger Fleisch und mehr
Fisch zu essen, erhöhen die Nachfrage nach dem wertvollen Gut noch
mehr", erklärt Walker.
Ohne Fischführer sicher einkaufen
Auch Fische und andere Meeresfrüchte aus Aquakulturen werden in die Berechnungen miteinbezogen, erklärt Walker. Auch hier müssen Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden. "Die EU fischt immer weiter weg von Europa in immer tieferen Regionen. Daher muss die Notbremse gezogen werden, ehe es zu spät ist."
Ziel ist es, eine Situation zu schaffen, in der EU-Bürger ohne schlechtes Gewissen Fisch einkaufen und sich sicher sein können, dass diese Fische nicht noch weitere Bestände dezimiert haben. "Wenn man heute im Supermarkt Käse kauft, braucht man auch keinen Einkaufsratgeber", beschreibt Walker das angestrebte Ziel.
Der EU-Fisch-Bericht kann unter http://www.neweconomics.org/sites/neweconomics.org/files/Fish_dependence.pdf heruntergeladen werden.
Quelle: pressetext.austria Wolfgang Weitlaner