Aus für Gentech-Aubergine in Indien
Archivmeldung vom 10.02.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer kommerzielle Anbau der gentechnisch veränderten Aubergine in Indien wurde nicht erlaubt. Das Anbauverbot wurde aus Sicherheitsgründen verhängt, berichtet der indische Nachrichtensender NDTV. In den vergangenen zwei Jahren hat es in Indien erste Feldversuche mit dem Gemüse gegeben. Die Aubergine BT Brinjal von Monsanto wäre weltweit das erste gentechnisch veränderte Gemüse, das angebaut werden darf.
Im Vorjahr hatten Wissenschaftler grünes Licht zum Anbau gegeben.
Allerdings gab es einige Forscher darunter, die Zweifel an der
Sicherheit des Gemüses anmeldeten. Auch in der Öffentlichkeit gab es
heftige Proteste gegen die Zulassung der Aubergine. Umweltminister
Jairam Ramesh verkündete das Anbauverbot. "Aufhorchen lässt die
Begründung des Ministers. Erstens fehlen Langzeittests, eine Forderung
die auch in Europa immer wieder aufgestellt wird, und zweitens wird die
Qualität der in Auftrag gegebenen Studien angezweifelt", so
Gentechnik-Experte Werner Müller von GLOBAL2000,
gegenüber pressetext.
Gentechnik keine Lösung für Hungernde
"Mit dem indischen Anbauverbot für Gentech-Auberginen wurde das von der Gentech-Industrie wiederholt vorgebrachte Argument - Gentechnik sei lebensnotwendig für die hungernden Landbevölkerung in den Entwicklungsländern - endgültig als Marketingslogan ohne Wahrheitsgehalt enttarnt", erklärt Müller.
"Es waren vor allem die
Massenproteste der indischen Landbevölkerung, die die indischen
Umweltminister zum Einlenken brachten", erklärt Müller. "Die Menschen
sahen in der Gentech-Aubergine eine Bedrohung für die natürliche
Vielfalt mit über 4.000 Sorten in Indien. Dieses natürliche Erbe wollten
sich die indischen Bauern nicht zerstören lassen."
Ohne unabhängige Studien keine Zulassung
Bereits im Herbst 2009 sahen drei von 20 Wissenschaftlern des Genetic Engineering Approval Committee schwere Mängel in den vorgelegten Studien. Das Moratorium bleibt nun so lange bestehen bis es Testergebnisse gibt, die sowohl die Öffentlichkeit als auch die Wissenschaftler zufriedenstellen.
"Hiermit wurde ein zentrales Problem des Zulassungsverfahrens angesprochen, das auch in Europa existiert", so Müller. "Denn in Zulassungsverfahren werden lediglich Studien der Gentech-Hersteller berücksichtigt und in den meisten Wissenschaftsgremien sitzen Forscher, die zur Gentech-Industrie ein problematisches Naheverhältnis haben." Das sei ein Grund dafür, dass Gentech-Produkte von den Wissenschaftskomitees wie der EFSA als sicher eingestuft werden, obgleich Langzeittests - 24 Monate dauernde chronisch toxikologische Untersuchungen - fehlen.
"Bisher wurden aber die Wünsche nach unabhängigen Studien abgetan. Indien kann nun als Vorreiter gesehen werden wie man die Öffentlichkeit in die wissenschaftlichen Untersuchungen einbindet", erklärt Müller. Es sei an der Zeit auch in Europas Agrarpolitik die Türen für die Gentechnik ein für allemal zu schließen und die Landwirtschaft der Zukunft - den Biolandbau - massiv auszubauen, so der Experte abschließend.
Quelle: pressetext.austria (Wolfgang Weitlaner)