Gesundheitsgefährdend: Greenpeace warnt vor Pestizid-Trauben
Archivmeldung vom 11.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Verzehr gespritzter Tafeltrauben aus dem Supermarkt kann besonders die Gesundheit von Kindern akut gefährden. Die Pestizidbelastung mehrerer von Greenpeace getesteter Proben übersteigt bis zum Vierfachen die vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegte "Akute Referenzdosis".
Bereits bei einmaliger
Überschreitung dieses Grenzwertes besteht die Gefahr von
Gesundheitsschäden. Diese Extrembelastungen wurden in elf von 77
getesteten Traubenproben und einer von 84 untersuchten Pfirsich- und
Nektarinenproben deutscher Supermärkte festgestellt. Betroffen sind
Märkte von Edeka, Lidl, Metro, Rewe und Tengelmann in Berlin,
Dortmund, Dresden, Frankfurt, Köln, Mannheim, München und Stuttgart.
Die Früchte stammten aus der Türkei und Italien.
"Nie zuvor fand Greenpeace derart gefährliche Giftmengen im Obst",
sagt Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. "Würde ein zwölf
Kilogramm schweres Kind stark belastete Trauben von Tengelmann essen,
wäre schon nach vier Einzeltrauben eine akute Schädigung des Hormon-
oder Nervensystems zu befürchten. Der Verkauf solcher Früchte grenzt
an Kriminalität."
Kinder sind besonders gefährdet, da sie bezogen auf ihr
Körpergewicht mehr verzehren und so eine höhere Pestiziddosis
aufnehmen als Erwachsene. Die festgestellten Gefährdungen gehen wegen
der akuten Gesundheitsgefährdung weit über den Tatbestand einer
einfachen Höchstmengenüberschreitung hinaus.
In den untersuchten Proben wurden zudem bis zu 18 Pestizide
gleichzeitig nachgewiesen. Somit besteht die Möglichkeit, dass sich
die Chemikalien gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken. Am
häufigsten wurden das Insektenvernichtungsmittel Lambda-Cyhalothrin
und das in Deutschland nicht zugelassene, hormonell wirksame
Pilzbekämpfungsmittel Procymidon gefunden.
"Seit Jahren warnt Greenpeace vor zu hohen Pestizidrückständen im
Obst und Gemüse deutscher Supermärkte, doch nichts passiert. Hier
versagen die staatliche Lebensmittelüberwachung und die
Verbaucherschutzpolitik. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf,
die Höchstmengen von Agrargiften deutlich zu senken und derart
gefährliche Spritzmittel zu verbieten", so Krautter.
Greenpeace informierte das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin, die Landesministerien und die
untersuchten Supermarktketten über die Pestizidfunde und forderte
diese auf, sofort Schutzmaßnahmen einzuleiten und das
Schnellalarmsystem der EU-Kommission zu verständigen. Außerdem
erstattete Greenpeace Anzeige gegen die Supermarktketten wegen des
Verkaufs gesundheitsgefährdender Lebensmittel. "Verbraucher sollten
unbedingt beim Einkauf auf rückstandsarme Ware achten. Die beste Wahl
sind Bio-Lebensmittel, die in der Regel ganz frei von
Pestizidrückständen sind", sagt Krautter.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.