Lebensmittel-Kennzeichnung: Seehofers Eckpunkte kaum Verbesserung für Verbraucher
Archivmeldung vom 13.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Eckpunkte für eine Nährwert-Kennzeichnung von Lebensmitteln, die Bundesernährungsminister Horst Seehofer und die Lebensmittelwirtschaft am kommenden Dienstag auf der Ernährungsmesse Anuga in Köln vorstellen, sind kaum eine Verbesserung für Verbraucher. Die Kennzeichnung soll freiwillig sein. Die Eckpunkte, die foodwatch vorliegen, enthalten eine Einstiegsregelung mit Ausnahmen für kleinere Unternehmen und für Kleinpackungen.
Sie sind das
Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Ernährung und dem Bund für
Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL). Die Beteiligung von Verbrauchern war nicht
beabsichtigt. "Seehofer folgt in fast peinlicher Unterwürfigkeit den Wünschen der Industrie",
kritisiert foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. "Mit den Eckpunkten soll eine Debatte über
weitergehende Vorschläge abgewürgt werden."
Laut Eckpunkte-Papier werden der Brennwert und die Gehalte an Fett, Zucker, gesättigten
Fettsäuren und Salz angegeben. Auf eine für den Verbraucher leicht verständliche Einordnung wie
mit dem britischen Ampel-System verzichtet das Konzept. Außerdem werden Forderungen des BLL
erfüllt, auf Kleinpackungen und auf Produkten kleiner Hersteller lediglich den Brennwert anzugeben.
Laut internen Rundschreiben des BLL verfolgte der Spitzenverband die Strategie, zu den Eckpunkten
zunächst wenig Änderungswünsche zu äußern, bei der Entwicklung des eigentlichen Leitfadens bis zum
Frühjahr 2008 jedoch "verstärkt Einfluss" zu nehmen. In einem persönlichen Schreiben sagt Minister
Seehofer der Lebensmittelindustire zu, den Leitfaden "in enger Abstimmung mit der Wirtschaft und
dem BLL" zu erstellen. Der BLL hatte die Unterstützung der Minister-Eckpunkte mit der Forderung
verbunden, "dass sich die Bundesregierung auf europäischer Ebene weiterhin unmissverständlich
gegen die 'Ampel' und ebenso deutlich gegen eine gesetzliche Regelung ausspricht".
foodwatch-Geschäftsführer Bode fordert: "Wenn Herr Seehofer Übergewicht bei Kindern verhindern
will, muss er eine für Kinder und jedermann jederzeit verständliche, auf allen Produktverpackungen
erkennbare Nährwertkennzeichnung vorschreiben." Die geplante Kennzeichnung sei keine Einkaufshilfe
im Alltag. Die britische "Ampel" sei die Messlatte für mehr Transparenz, an der sich der Minister
messen lassen müsse. Diese "Ampelkennzeichnung" benutzt die Farben grün, gelb und rot, um auf
niedrige, mittlere oder hohe Gehalte an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz hinzuweisen.
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) ist nach eigenen Angaben der
Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören rund 500 Verbände und Unternehmen
der gesamten Lebensmittelkette (Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft und angrenzende
Gebiete) an.
Quelle: Pressemitteilung foodwatch e.V.