Druckchemikalie ITX nun auch in Karton-Säften von ALDI Süd
Archivmeldung vom 13.02.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.02.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDie fast flächendeckende Belastung von Frucht- und Gemüsesäften in Kartonverpackungen mit der Druckchemikalie Isopropylthioxanton (ITX) bestätigt sich erneut. Auch in der vierten Serie der von der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) veranlassten Untersuchungen wurden weitere belastete Säfte gefunden.
Der Maximalwert in der neuen
Messreihe mit einem ITX-Gehalt von 67 Mikrogramm pro Kilogramm
(µg/kg) wurde in einem "Fit for fun active Drink mit L-Carnitin und
Vitaminen - Erfrischendes Mehrfruchtgetränk" von "Pro Health Vital
Drink GmbH" gefunden. Das Getränk im 0,5 Liter-Karton wird von einer
Berliner Filiale der Supermarktkette "extra" vertrieben. Im "Bio Rote
Bete Saft" im 0,5 Liter-Karton der Edeka-Hausmarke Bio Wertkost
wurden 49 µg ITX/kg gemessen (Verpackung in beiden Fällen Tetra Pak).
Schließlich fand die DUH im Aldi Süd - Apfelsaft "Solesta" im
Ein-Liter-Karton 36 µg ITX/kg Saft (Verpackung Elopak). Insgesamt hat
die DUH in den vergangenen vier Wochen 63 Säfte untersucht, in 23
Fällen wurde die Chemikalie ITX nachgewiesen.
"Bundesminister Seehofer will das Problem ITX im Gegensatz zu
seinen südlichen EU-Ministerkollegen aussitzen", kommentiert
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die Untätigkeit des
Verbraucherschutzministers. Die italienischen Behörden hatten bereits
im Dezember bei ITX-Belastungen von weniger als 25 Mikrogramm die
Regale räumen lassen.
"Offensichtlich haben Seehofer und die mit ihm in engem Kontakt
stehende Kartonhersteller ein besonders zynisches Verfahren zur
Lösung des ITX-Problems gefunden: Die mit Chemie belasteten
Karton-Säfte sollen durch die Kehlen der Verbraucher entsorgt werden,
und das noch für viele Monate", erregt sich Resch. Die Deutsche
Umwelthilfe fordert einen Verkaufsstop für ITX-belastete
Lebensmittel. "Solange die Toxizität von ITX nach offiziellen
Stellungnahmen der zuständigen Behörden als "unbekannt" gilt, hat
diese Druckchemikalie aus Gründen des vorausschauenden
Verbraucherschutzes auch nichts in Getränken und anderen
Lebensmitteln zu suchen."
Nach Informationen der DUH wird sich Horst Seehofer in dieser
Woche ein weiteres Mal mit den für den ITX-Skandal verantwortlichen
Firmen zu einem vertraulichen Gespräch treffen. Leider erlaubt es der
Terminkalender des Ministers seit Monaten nicht, auch ein Gespräch
mit der DUH als Verbraucherschutzorganisation zu führen. In früheren
Äußerungen verwies das Ministerium auf die Zusagen von Tetra Pak und
Elopak, ab Ende Januar nurmehr ITX-freie Produkte auszuliefern. Die
aktuellen Funde von ITX-belasteten Säften stehen dazu im Widerspruch.
Bei manchen Abfüllern lagern darüber hinaus ITX-haltige Kartonagen im
Wert von bis zu 700.000 EUR, die in den kommenden Wochen und Monaten
zu Saftkartons verarbeitet werden, sollte es keine Rückrufaktion für
belastete Ware geben.
Die DUH begrüßt Seehofers Ankündigung, sich für eine europaweit
gültige Regelung für Druckfarben auf Getränkekartons einsetzen zu
wollen, wie dies viele seiner EU-Ministerkollegen bereits seit
Monaten fordern. Bis diese Regelung aber vorliegt, werden vermutlich
ein bis zwei Jahre vergehen. Resch: "Seehofer sollte sich ein
Beispiel an Italien nehmen und auf die Forderungen der DUH sowie der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion hören, die aus Gründen des
vorausschauenden Verbraucherschutzes einen Rückruf ITX-belasteter
Säfte fordern.
Die DUH kündigte an, ihre Kontrollen von Karton-Säften so lange
fortzusetzen, bis kein ITX mehr in den Säften gefunden werde.
Erfreulicherweise reagieren die meisten Handelsunternehmen - wie von
der DUH verlangt - sehr kurzfristig und nehmen Kartonsäfte, die sich
als ITX-belastet erwiesen haben, aus dem Handel.
Druckfarben auf Getränkekartons unterliegen nicht den strengen
Vorschriften, wie sie ansonsten für Verpackungen selbstverständlich
sind, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen.
Bei der derzeit gewählten Herstellungsmethode der Getränkekartons kommt die bunt bedruckte Außenseite unvermeidlich in Kontakt mit der Karton-Innenseite. So kommt es zum "Abklatsch" von Substanzen wie ITX, die dann schließlich im abgefüllten Getränk landen.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe e.V.