Unkraut zum Vernaschen
Archivmeldung vom 19.05.2005
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Freigeschaltet durch Michael DahlkeWildgemüse: Brennessel und Löwenzahn, Gänseblümchen und Giersch eignen sich als Zutaten für gesunde Salate, für Tee oder kroß fritiert. Das Abendblatt berichtet
Steigende Temperaturen und ausreichend Niederschläge lassen derzeit Wildkräuter sprießen. Hobbygärtner kämpfen gegen bodendeckenden Giersch, aufstrebende Brennesseln, Löwenzahn im Rasen. Kenner nutzen die Vorzüge des Grünzeugs: Viele Wildkräuter lassen sich zu schmackhaften Gerichten verarbeiten oder als Gewürz einsetzen und dienen zugleich der Gesundheit. Denn sie sind im Vergleich zu Kulturpflanzen meist deutlich reicher an Vitamin C und anderen gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Deshalb ein Rat an alle Gartenfreunde und Spaziergänger mit Pflanzenkenntnis: Vernaschen Sie das "Unkraut".
Viele eßbare Wildpflanzen finden sich entlang von Wegen, an Wiesen- oder Waldrändern, an Bachufern, unter Hecken, auf Brachflächen. Naturschutzgebiete sind für das Sammeln natürlich tabu, ebenso Pflanzen, die an Straßenrändern oder intensiv genutzten Agrarflächen wachsen. Und Vorsicht: Ähnlich wie beim Pilzesammeln ist Naturkenntnis nötig. Anfänger sollten sich auf diejenigen Pflanzen beschränken, die sie sicher erkennen können wie Löwenzahn, Gänseblümchen oder Brennessel.
Vom Löwenzahn, der vor allem den Stoffwechsel stimuliert, ist fast alles eßbar: Blüten, Blätter, Wurzeln. Junge Blätter (besser Pflanzen vor der Blüte verwenden) und die runden Blütenknospen aus der Blattrosette geben einen guten Salat. Auch für die Suppe oder als Gemüse sind die Blätter zu gebrauchen. Um den leicht bitteren Geschmack zu mildern, können sie zwei Stunden gewässert oder eine halbe Stunde in Salzwasser gelegt werden. Die Blütenknospen können, in einer Essigmarinade eingelegt, als Kapernersatz dienen. Auch Gänseblümchen können zu falschen Kapern werden. Mit ihnen läßt sich Tee aufgießen oder, im Rohzustand, so manche Speise geschmackvoll verschönern.
Wer versehentlich mit Brennesseln in Kontakt kommt, kann sich kaum vorstellen, daß sie zu Suppe, Spinat oder (die feinen Spitzen) zu Salat zu verarbeiten sind. Möglichst nur zartes Grün (mit Handschuhen) pflücken. Das Kochen oder saure Dressings zähmen die Nesselwirkung. Auch Brennesseltee macht die Heilkräfte der Pflanze zugänglich, die vor allem für ihre reinigende Wirkung auf den Körper bekannt ist. Brennessel enthält doppelt soviel Vitamin C wie Zitronen.
Viele Hobbygärtner kennen vor allem eine Pflanze, den Giersch. Wer versucht, das Wurzelgeflecht rückstandslos aus dem Boden zu entfernen oder schon resigniert hat und nur noch die Blätter abzupft, der kann frische Triebe gleich am Ort vernaschen. Sie schmecken leicht nach Möhre. Giersch war früher als "Gichtkraut" bekannt. Er ist reich an Mineralstoffen und Vitaminen. So wird Gartenarbeit doppelt gesund. Ältere Gierschblätter schmecken bitter. Auch sie können vielfältig verarbeitet werden, zum Beispiel in Aufläufen, Frischkäse, als Zutat zu Quark oder zu Basilikum-Pesto, als Pfannkuchenfüllung oder kroß fritiert.
Alle oberirdischen Pflanzenteile sollten morgens oder am Vormittag geerntet werden, dann ist der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten. Dagegen werden Wurzeln besser nachmittags und abends abgeschnitten. Generell sollten nur einzelne Blüten und Blätter einer Pflanze gepflückt werden, damit sie überleben kann. Auch Wurzeln sollten deshalb nicht ausgegraben, sondern im Boden gekappt werden.
Weniger schonend werden Hobbygärtner vorgehen, wenn die Ernte gleichzeitig Unkrautbekämpfung ist. Nach getaner Arbeit können sie sich dann, ein wenig Kochtalent vorausgesetzt, genußreich mit dem Wildgemüse aus eigenem Garten stärken.
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2005/05/19/435129.html
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