Experten fordern im ZDF Kennzeichnungspflicht für Nanolebensmittel
Archivmeldung vom 22.10.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Vorfeld der EU-Konferenz zum Thema Sicherheit und Risiken der Nanotechnologie, die am Donnerstag in Brüssel stattfindet, haben Experten in "ZDF.umwelt" am gestrigen Sonntag, 21.Oktober 2007, eine Kennzeichnungspflicht für Nanolebensmittel und eine transparentere Informationspolitik der Lebensmittelindustrie gefordert.
Im Schaltgespräch mit Moderatorin Claudia Krüger sagte Hiltrud
Breyer, Mitglied des Europaparlaments und dort zuständig für Umwelt-
und Verbraucherschutz: "Es ist ein schwerwiegendes Versäumnis, dass
die EU-Kommission den Wettlauf um den Nanomarkt ganz offen
unterstützt, anstatt endlich die konkrete Regulierung in Angriff zu
nehmen."
"Wir wissen nicht, ob es überhaupt Nanolebensmittel gibt",
kritisiert Dr. René Zimmer von dem in Deutschland zuständigen
Bundesinstitut für Risikobewertung die derzeitige Situation. Der
Verbraucher könne gegenwärtig nicht erkennen, ob es sich bei einem
Lebensmittel um ein Nanoprodukt handelt. "Er kann es nicht erkennen,
weil es keine Kennzeichnungspflicht für Nanoprodukte gibt; es ist
auch meines Wissens momentan nicht geplant, eine
Kennzeichnungspflicht einzuführen, und der Verbraucher ist darauf
angewiesen, dass der Hersteller auf der Verpackung mit dem Label nano
wirbt." Dabei sei bekannt, "dass die Grundstoffhersteller, also
Firmen, die diese Nanopartikel selbst herstellen, wie Wacker, Degussa
oder jetzt Evonik, BASF, diese Nanopartikel auch an
Lebensmittelfirmen verschicken."
Im Sinne der Verbraucher fordert der Experte eine größere
Transparenz in der Kommunikation: "Wir erleben es derzeit, dass
andere Industriezweige sehr, sehr offen kommunizieren, also die
Kosmetikindustrie, die Textilindustrie, dort ist wirklich auch der
Anspruch: Wir wollen auch den Verbraucher in den Prozess mit
einbeziehen. Aber leider erlebt man derzeit diese Strategie nicht bei
der Lebensmittelindustrie."
Die Nanotechnologie beschäftigt sich mit Partikeln, die sich in einem Größenbereich von 100 Nanometer oder kleiner bewegen. Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter. Die Nanotechnologie wird hauptsächlich in den naturwissenschaftlichen Disziplinen Physik, Chemie, Medizin und Biologie angewendet. In jüngster Zeit sind verschiedene technologische Anwendungsmöglichkeiten für die Industrie zur Marktreife entwickelt worden.
Quelle: Pressemitteilung ZDF