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BfR sieht keine Gesundheitsgefahr für Verbraucher durch US-Chlor-hühnchen

Archivmeldung vom 10.06.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Peter Smola / pixelio.de
Bild: Peter Smola / pixelio.de

Bisher galten US-Chlorhühnchen in der Debatte um das Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) als Schreckgespenst für Verbraucher. Doch Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) fordern im ARD-Politikmagazin "Report Mainz" (heute, 10. Juni 2014, 21.45 Uhr, Das Erste) jetzt eine Versachlichung der Debatte: "Das Chlorhühnchen ist nach unserer Auffassung nicht gesundheitsschädlich für den Verbraucher", erklärte Prof. Lüppo Ellerbroek, Fachgruppenleiter Lebensmittelhygiene und Sicherheitskonzepte des BfR. "Wir bewerten das genauso wie die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA, die in zahlreichen Gutachten festgestellt hat, dass aus den Substanzen, die bei diesem Verfahren benutzt werden, keine gesundheitlichen Gefahren für den Verbraucher resultieren. Und dieser Auffassung schließt sich auch das Bundesinstitut für Risikobewertung an."

"Das deutsche Huhn ist auf keinen Fall gesünder als das US-Chlorhuhn. Das muss man ganz deutlich sagen. Ganz im Gegenteil: Wir müssen leider feststellen, dass wir ein massives Keimproblem auf deutschem Geflügel haben", betonte Prof. Ellerbroek. "Wir stellen jedes Jahr wieder fest, dass wir einen sehr hohen Anteil an Campylobacter und Salmonellen als krank machende Erreger auf dem Geflügel haben, und bislang ist es auch der Geflügelindustrie nicht in ausreichendem Maße gelungen, den Trend umzukehren." Die Behandlung von Geflügelfleisch mit Chlorverbindungen in den USA hingegen sei eine effektive Methode, um die Keimbelastung auf dem Geflügelfleisch deutlich zu reduzieren und damit Erkrankungen wegen Keimen zu verhindern.

Deswegen spricht sich BfR-Experte Prof. Lüppo Ellerbroek dafür aus, auch in Deutschland die Behandlung von Geflügelfleisch mit Chlorverbindungen als zusätzliche Maßnahme ergänzend zu hohen Erzeugungsstandards einzuführen: "Es gibt keinen Grund, warum man dem Verbraucher diese Maßnahme vorenthalten sollte oder müsste. Sondern es gibt vielmehr gewichtige Gründe, dass man dieses Verfahren auch anwendet, denn wir dürfen kein geeignetes Mittel auslassen, um den Verbraucher vor gesundheitlichen Risiken zu schützen", erklärte Prof. Ellerbroek. "Auch wenn das eine ungewohnte Maßnahme für uns ist und wir uns daran auch gewöhnen müssen, zählt sie zu den Maßnahmen, mit denen wir den Verbraucher schützen können."

Weitere namhafte deutsche Wissenschaftler teilen diese Auffassung. So erklärte Prof. Reinhard Fries, Leiter des Instituts für Fleischhygiene und -technologie an der Freien Universität Berlin, im Interview mit "Report Mainz": "Die Behandlung von Geflügelfleisch mit Chlorverbindungen ist von Vorteil, weil wir damit eine weitere Möglichkeit haben, Mikroorganismen auf Geflügel und auf anderen Schlachtkörpern unter Kontrolle zu halten." Nach seiner Einschätzung werde die Chlorbehandlung von Geflügelfleisch in wenigen Jahren auch in Deutschland eingeführt. Fries betonte, dies werde nicht zu einer Verschlechterung der Erzeugungsprozesse führen: "Ich halte es für unredlich, zu sagen, wenn Chlorverbindungen benutzt würden, dass dann der hygienische Standard in den Geflügelketten zusammenbrechen würde, das ist definitiv nicht der Fall. Es ist eine zusätzliche Maßnahme."

Auch Prof. Thomas Blaha, Epidemiologe von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, erklärte: "Es wäre klug, das bisherige Grundprinzip, also das Sich-Verlassen allein auf einen hohen Hygienestandard entlang der Produktionskette, auf den Prüfstand zu stellen. Es muss geprüft werden, ob nicht eine zusätzliche finale keimabtötende Hygienemaßnahme, und dazu gehört auch die Chlorbehandlung von Geflügel, bei der gegenwärtigen Risikolage, nämlich der Zunahme der resistenten Keime in den vergangenen Jahren insbesondere auf Geflügelprodukten, hilfreich wäre."

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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