Fleischtest in Supermärkten: 38 Prozent der Proben mit Salmonellen oder Keimen verseucht – Kühltheken versagen bei Sommerhitze
Archivmeldung vom 26.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Untersuchung in mehreren Supermärkten im Auftrag des ZDF- Magazins "Frontal21" hat ergeben: Jede sechste von insgesamt 55 Stichproben in Hackfleisch und Hackfleischzubereitungen war mit gesundheitsgefährdenden Salmonellen verseucht.
Der
Lebensmittelprüfer und Sprecher des Präsidiums des Deutschen
Verbandes Unabhängiger Prüflaboratorien, Dr. Gero Beckmann: "Wir
haben in zehn Fällen einen sicheren Salmonellennachweis zu
verzeichnen. Außerdem in zwölf Fällen mindestens Überschreitungen der
zulässigen Keimzahl." Zusammenfassend erklärt er: "Man kann von
Vorstufen von Gammelprozess sprechen."
Die extrem heißen Sommertemperaturen führen dazu, dass viele
Lebensmittel in offenen Kühltheken nicht mehr ausreichend gekühlt
werden. Dadurch ist die Salmonellen-Gefahr in Fleischprodukten
dramatisch angestiegen. Vor allem Hackfleisch-Produkte sind
anfällig; bei ihnen ist eine Kühltemperatur von maximal zwei Grad
plus vorgeschrieben.
Diese Vorschrift für Hackfleisch-Produkte jedoch, so ergab die
Untersuchung, wird vielfach gebrochen: Bei Messungen mit einem
geeichten Laser-Thermometer stellten die Prüfer extrem erhöhte
Temperaturen fest. Beckmann: "Das ging hin bis zu 14 Grad Temperatur
im Hackfleisch - und in einer Fleischzubereitung haben wir einmal 16
Grad gemessen. Bei Wurstwaren waren wir teilweise bei 23 bis 24
Grad."
Vom Salmonellenbefall sind die Waren mehrerer renommierter
Lebensmittelketten betroffen. Ein Discounter hat nach einer
Frontal21-Anfrage eine betroffene Fleisch-Charge bereits
zurückgerufen, andere Discounter behalten sich eigene Prüfungen vor.
Der Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium, Dr. Gerd
Müller, kündigte an, dass der Bund die Länder auffordern werde, jetzt
verstärkt Supermärkte auf die Einhaltung der vorgeschriebenen
Temperaturen in den Kühlregalen zu achten. Darüber hinaus will Müller
prüfen lassen, wie man in Deutschland Kühlthekenabdeckungen beim
Einzelhandel durchsetzen kann – für sicheres Fleisch auch bei
Sommerhitze: "Wenn die derzeitige Technik der Tiefkühltruhen dies
nicht hundertprozentig gewährleistet, müssen wir auch über neue
Standards nachdenken."
Nach holländischem Vorbild, denn dort verlangt eine Vorschrift, dass
die Kühltheken mit gläsernen Deckeln und Schiebetüren geschlossen
werden. Dies verbessert den Hygienestandard um ein Vielfaches und
reduziert die Salmonellengefahr. Zudem sind dadurch
Energieeinsparungen von bis zu 50 Prozent möglich, so Experten.
Professor Dr. Jürgen Schmid von der Universität Kassel: "Es
ist auf der einen Seite ein Aspekt der Lebensmittelhygiene und auf
der anderen Seite der Energieeffizienz, der Energieeinsparung. Die
entsprechenden Ministerien müssten sich darum kümmern."
Quelle: Pressemitteilung ZDF