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Lebensmittelverband befürchtet zunehmende staatliche Einflussnahme auf private Lebensführung der Bürger

Archivmeldung vom 21.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland e. V. / Bild: "obs/Lebensmittelverband Deutschland e.V./Santiago Engelhardt"
Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland e. V. / Bild: "obs/Lebensmittelverband Deutschland e.V./Santiago Engelhardt"

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat heute sein Gutachten mit dem Titel "Politik für eine nachhaltigere Ernährung" an Bundesministerin Julia Klöckner übergeben. Der Lebensmittelverband wird das fast 900 Seiten umfassende Gutachten in den nächsten Wochen prüfen und bewerten.

Das Thema Nachhaltigkeit hat für die Lebensmittelwirtschaft einen hohen Stellenwert. Erst im Mai dieses Jahres hat der Verband erstmals eine Grundsatzposition für nachhaltigere Lebensmittelsysteme veröffentlicht, in der die Wertschöpfungskette von der Landwirtschaft über die Ernährungsindustrie bis zum Handel die in den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung (Agenda 2030) adressierten Fragestellungen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe anerkennt. Die deutsche Lebensmittelwirtschaft bekennt sich ausdrücklich zu ihrer Verantwortung, einen aktiven Beitrag für eine noch nachhaltigere Erzeugung, Veredelung, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln zu leisten.

Kritisch sieht der Lebensmittelverband Deutschland allerdings die bei der Präsentation des Gutachtens zum Ausdruck gekommenen Ansätze einer staatlichen Lenkung des Konsumverhaltens. "Die Aussagen, dass die 'individuelle Handlungskontrolle' des Verbrauchers überschätzt würde und der Staat stärker gestalten müsse, zeigen eine paternalistische Lenkungsvorstellung, die den Geist des Obrigkeitsstaates atmet", sagt Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff, "der Verbraucher soll hier von einem souveränen Bürger zum Objekt politischer Verhaltenssteuerung gemacht werden."

Aus Sicht des Lebensmittelverbands darf das wichtige Thema einer nachhaltigeren Ernährung nicht missbraucht werden. Freiheit und Souveränität von Verbraucher:innen und Wirtschaft dürfen nicht unter dem Deckmantel einer gut gemeinten "Fürsorge" ausgehebelt werden. Vielmehr muss an den richtigen Stellen angesetzt werden, um den Verbraucher:innen durch Bildung das notwendige Werkzeug für eine nachhaltige Kaufentscheidung an die Hand zu geben. Insbesondere die Legitimation staatlicher Ernährungssteuerung muss kritisch geprüft werden, denn unzulässige Eingriffe in die individuelle Entscheidungsautonomie sind nicht zielführend und werden auch beim Verbraucher:in auf Akzeptanzprobleme stoßen.

Quelle: Lebensmittelverband Deutschland e.V. (ots)

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