Immer noch mehr Acrylamid in Weihnachtsgebäck als nötig
Archivmeldung vom 03.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Reihe von Lebkuchen und Spekulatius sind wieder mit wesentlich mehr Acrylamid belastet als nötig. Die krebsverdächtige Substanz entsteht beim Backen und Braten und lässt sich durch gute Herstellungspraxis stark verringern.
"Der Test zeigt,
dass sich einige Hersteller für einen niedrigen Wert des
Gefahrenstoffs einsetzen", stellte Matthias Wolfschmidt,
Kampagnenleiter der Verbraucherrechtsorganisation foodwatch, fest.
"Diese Hersteller werden dafür jedoch im Markt nicht belohnt, weil
der Verbraucher nicht erkennen kann, welche Produkte wenig Acrylamid
enthalten." foodwatch fordert Bundesernährungsminister Horst Seehofer
auf, eine Produktkennzeichnung für Acrylamid vorzuschreiben. Sie
würde zu einem Wettbewerb um die niedrigste Belastung und zu
besseren, gesünderen Produkten führen.
Insgesamt hat foodwatch elf Lebkuchen, fünf Butter-Spekulatius und
zwei Gewürz-Spekulatius auf den Gehalt an Acrylamid in einem
staatlich akkreditierten Labor untersuchen lassen. Dabei enthielten
die Lebkuchen "Echte Pulsnitzer Delikatess Lebkuchen Neue Rezeptur"
des Herstellers Frenzel mit 470 Mikrogramm pro Kilogramm mehr als 20
Mal so viel Acrylamid wie der Testsieger "Weissella Feine weiche
Oblaten-Lebkuchen" mit 21 Mikrogramm pro Kilogramm. Verlierer bei den
Butter-Spekulatius war "Feinster Spekulatius Butter" des Herstellers
Bahlsen (180 Mikrogramm/kg), bei den Gewürz-Spekulatius "Fin Carré
Gewürz-Spekulatius" von Lidl (340 Mikrogramm/kg). Vier der sieben
Spekulatius-Produkte wiesen wesentlich höhere Acrylamid-Gehalte auf
als vor einem Jahr.
Während Lebkuchen-Hersteller mit guter Herstellungspraxis Backwerk
mit weniger als 50 Mikrogramm/kg anbieten können, liegt der
Signalwert des Bundesamtes für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit seit fünf Jahren unverändert bei 1000
Mikrogramm/kg. Mit dem Signalwert sollen Hersteller dazu bewegt
werden, die Acrylamid-Belastung zu senken. Wolfschmidt: "Das hat sich
längst als untaugliches Mittel herausgestellt, weil sich der
Signalwert an den höchsten Belastungen orientiert." Statt dessen
müsse Seehofer die beste Praxis als Richtschnur festlegen.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll die Tagesdosis ein Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten. Demnach darf ein 20 Kilogramm schweres Kind nicht mehr als eineinhalb Lebkuchen der getesteten Sorte "Echte Pulsnitzer Delikatess Lebkuchen Neue Rezeptur" täglich essen und dürfte außerdem kein anderes Röstprodukt wie Toast oder Pommes Frites zu sich nehmen, in denen ebenfalls Acrylamid enthalten ist.
Quelle: foodwatch e. V.