BSE: Wie riskant ist Milchkonsum? Prionen-Proteine in Verkaufsmilch gefunden
Archivmeldung vom 05.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittErstmals ist es einem Schweizer Start-Up Unternehmen gelungen Prionen-Proteine in der Milch von Menschen, Kühen, Schafen und Ziegen nachzuweisen. Damit stellt sich erneut die Frage nach dem BSE-Risiko von Milchkonsum. Milchtests zum Nachweis von krankheitserregenden Prionen befinden sich in Entwicklung.
Prionen sind bekannt als Erreger von neurologischen Erkrankungen
wie Rinderwahn (BSE) und der Creutzfeldt-Jakob Krankheit beim
Menschen. Die Erreger zerstören das zentrale Nervensystem bei Mensch
und Tier. Es ist erwiesen, dass Prionen auch in Körperflüssigkeiten
wie Blut vorkommen und durch diese übertragen werden können. Die
Risikoeinschätzung einer Infektion durch Bluttransfusion oder den
Konsum von Milch war bisher schwierig, da die Konzentration von
Prionen in Körperflüssigkeiten nur sehr gering ist und es gibt keine
sensitiven Nachweismethoden für Prionen. Ausserdem kann die
Inkubationszeit für eine Ansteckung beim Menschen 10 Jahre und mehr
betragen.
Prionen-Proteine in Milch aus dem Supermarkt
Bis dato galten Milch und Milchprodukte aus Sicht des Verbrauchers
als sicher. Dieser Umstand könnte sich nun ändern, denn soeben ist es
einem Team von Wissenschaftlern des Biotechnologieunternehmens Alicon
AG mit Sitz in Schlieren ZH gelungen, erstmals Prionen-Proteine in
der Milch von Menschen, Rindern, Schafen und Ziegen nachzuweisen.
Mittels der neuen Technologie von Alicon wurden sogar
Prionen-Proteine in homogenisierter und pasteurisierter Milch aus dem
Supermarkt vorgefunden, wie in der internationalen Fachzeitschrift
Public Library of Science (PLoS ONE) (1) kürzlich berichtet wurde.
Bei den nachgewiesenen Prionen-Proteinen handelt es sich mit
grosser Wahrscheinlichkeit um die normale, nicht
gesundheitsschädigende Variante. Allerdings könnte das Auffinden der
normalen Variante bedeuten, dass die Milch von bereits mit BSE
infizierten Kühen auch die krankmachende Variante des
Prionen-Proteins (also die Prionen) enthält. Dazu
Alicon-Forschungsleiter Dr. Ralph Zahn: "Es gibt bislang keine
wissenschaftliche Grundlage für die Annahme, dass nur "gesunde"
Prionen-Proteine in die Milch gelangen und "kranke" nicht."
Neben Blut und Urin ist also Milch eine weitere Körperflüssigkeit,
in der krankheitserregende Prionen vorkommen könnten. Wie kürzlich
ein amerikanisches Team von Wissenschaftlern gezeigt hat, kommen
infektiöse Prionen sogar im Speichel vor.
Weitere Forschungen mit infizierten Tieren
Diese Befunde decken sich mit einer kürzlich durchgeführten Studie des Schweizer Prionenforschers Adriano Aguzzi, einer internationalen Kapazität auf diesem Gebiet. Aguzzis Forscherteam von der Universität Zürich konnte zeigen, dass entzündetes Eutergewebe von an Scrapie (der Prionenerkrankung beim Schaf) erkrankten Schafen tatsächlich infektiöse Prionen enthält. Das Alicon-Team wird seine Forschungsarbeiten nun mit der Milch von infizierten Tieren fortsetzen. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten werden zeigen, ob Milch ein potentieller Überträger von BSE ist. Eine mögliche Antwort auf eine solche Bedrohung ist die Einführung eines BSE-Lebendtests und eine gleichzeitige Sondierung von Milchkühen mit BSE im Frühstadium. Alicon stellt die notwendigen Werkzeuge dafür zur Verfügung. Augenblicklich arbeitet das Team an der Fertigstellung eines Schnelltests zum Nachweis von Prionen in der Milch und in Milchprodukten.
Quelle: Pressemitteilung Alicon AG