Fluglärm verdirbt den Geschmack
Archivmeldung vom 15.10.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittCatering-Services müssen Menüs für Fluggäste stets kräftig würzen, und auch NASA-Astronauten sind für deftige Geschmacksvorlieben bekannt. Warum das so ist, haben Forscher der Universität Manchester nun herausgefunden.
Wie sie in der Fachzeitschrift "Food
Quality and Preference" berichten, verringern Hintergrundgeräusche den
Geschmack - zumindest in der Wahrnehmung des Speisenden. Sie spielten
Versuchspersonen per Kopfhörer verschiedene Geräusche zu, gaben ihnen
Süßes und Salziges zu essen und ließen sie bewerten. Bei Stille war der
Geschmack weit intensiver als bei Lärm.
Flugzeuge sind Geschmackskiller
"Lärm, Trockenheit, niedriger Luftdruck und vielleicht auch die Beschleunigung verschlechtern im Flugzeug die Geruchs- und Geschmackswahrnehmung", erklärt Florian Mayer vom Fraunhofer Institut für Bauphysik http://www.ibp.fraunhofer.de im pressetext-Interview. Gut gewürzte Gerichte wie etwa die thailändische oder indische Küche kommen somit im Flieger gut an, während geschmacksarme Speisen die Passagiere langweilen. "Besonders stark ist die Abschwächung bei salzig und süß, etwas weniger bei bitter und sauer. Scharfes nimmt der Körper als Schmerz statt als Geschmack wahr, weshalb es keine Änderung gibt."
Mayer hat mit Kollegen nachgewiesen, dass die Druckverhältnisse im
Flugzeug Geruch und Geschmack einer Speise verändern. "Zwar gehen bei
Tiefdruck mehr Geruchsmoleküle in die Luft, was für besseres Riechen
günstig wäre. Doch sinkt die Löslichkeit der Nasenschleimhaut, wodurch
weniger Moleküle die Rezeptoren erreichen. Diese werden zudem mit
weniger Sauerstoff versorgt, weshalb man im Flugzeug oder auf hohen
Bergen ähnlich schlecht riecht wie mit verstopfter Nase", erklärt der
Experte. Ähnlich verhindert fehlende Luftfeuchte das Funktionieren der
Nasenschleimhaut, da diese zu trocken bleibt.
Wie man schlechte Küche kaschiert
Der Einfluss von Geräuschen geht hingegen auf die Kappe der verringerten Aufmerksamkeit. "Nicht die Lautstärke entscheidet, sondern wie unangenehm ein Geräusch ist. Je störender es ist, desto eher lenkt das Gehirn darauf seine Konzentration - und desto unangenehmer wird auch Geruch und Geschmack wahrgenommen", so der Wissenschaftler. Je stiller oder weniger ablenkend Gastronomen ihr Raumambiente gestalten, desto mehr profitiert also der Geschmack. Wer hingegen keine gute Küche zu bieten hat, setzt besser auf grelle Beleuchtung und laute Musik.
Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner