Trinkwasser: Keime in jeder achten Probe
Archivmeldung vom 28.09.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJede achte Trinkwasserprobe aus öffentlichen Gebäuden ist mit Keimen belastet. Das berichtet die Neue Ruhr/Rhein Zeitung unter Berufung auf Forschungen der Universität Duisburg-Essen. Sie hat die Ergebnisse von über 20 000 Wasserproben der Gesundheitsämter in ganz Deutschland zusammengefasst, die das Trinkwasser in öffentlichen Einrichtungen vom Kindergarten bis zur Kaserne, vom Hotel bis zum Hospital seit 2003 auch auf die Krankheitserreger der Legionellen und der Pseudomonaden untersuchen.
Dabei wurden in 2908 der 22.786 Warmwasser-Proben Legionellen gefunden, in 102 von 3468 Proben "Pseudomonaden", also Bakterien, die Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte oder Entzündungen bei Brandwunden hervorrufen können. Keime, die vor allem für Säuglinge, kranke und alte Menschen gefährlich werden könnten. Die Proben wurden zwischen 2003 und 2009 genommen - die Studienleitung kritisiert daher auch die geringe Kontrolldichte der Gesundheitsämter. Insgesamt müssen die Behörden fast 40 000 öffentliche Gebäude kontrollieren - im Schnitt wird jede Einrichtung nur alle zwölf Jahre kontrolliert. Zudem fürchten die Experten, dass es mit der Trinkwasserqualität in Privathaushalten nicht deutlich besser aussieht. Der Bund plant bei der Neufassung der Trinkwasserverordnung einen Grenzwert für Legionellen. Ursache für die Keimbelastung sind sogenannte "Biofilme", Schleimablagerungen in Rohren, an Dichtungen und Duschköpfen. Dort finden die Bakterien Nährböden und können sich vermehren. Entscheidend für die Schleimbildung ist die Beschaffenheit der Rohre und die Belastung des Trinkwassers mit Nitrat und Phosphat, das zum Nährstoff für den Biofilm werden kann. Auch niedrige Warmwassertemperaturen und geringe Durchflussgeschwindigkeiten fördern das Biofilmwachstum. Erst Anfang des Jahres waren in Ulm fünf Menschen an Legionellen gestorben, 64 wurden infiziert. Die Erreger steckten dort allerdings nicht im Trinkwasser, sondern im Wasserdampf eines Blockheizkraftwerkes.
Quelle: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung