Olivenöl ist das gesündeste Fett …
Archivmeldung vom 17.06.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakEssen, bis der Arzt kommt: Selbstmord mit Messer und Gabel herrscht in den Küchen vieler Bundesbürger. Aber auch viele Ernährungsmärchen gilt es aufzulösen, betont heute Wissenschaftsjournalist und Diätassistent Sven-David Müller in Berlin, der zusammen mit der Ernährungswissenschaftlerin Dipl. troph. Doreen Nothmann von der Medizinischen Hochschule Hannover das Buch „Moderne Ernährungsmärchen“ herausgegeben hat.
Seit vielen Jahren preisen viele Ernährungswissenschaftler und
Mediziner die Vorteile der mediterranen Ernährungsweise und heben
Olivenöl als besonders gesund hervor. Aber mediterran essen bedeutet
mehr als die Verwendung von Olivenöl, macht Diätassistent Müller
deutlich. Ob die Effekte der Mittelmeerkost überhaupt für Nordeuropäer
gelten, ist unbewiesen. In keinem Falle ist Olivenöl ein besonders
gesundes Öl, denn es enthält reichlich von den gesättigten Fettsäuren,
die nachweislich Gefäße und das Herz schädigen. Außerdem ist es arm an
mehrfach ungesättigten Fettsäuren und enthält keine Omega-3-Fettsäuren.
Statt aus der mediterranen Ernährungsweise selektiv das Olivenöl als
gesundheitsförderlich herauszustellen, wäre es sinnvoller gewesen, den
Menschen zu vermitteln, dass sie reichlich frisches Gemüse und Obst,
Wasser und Hülsenfrüchte in den Speiseplan einbauen sollten. Aber das
ist nicht im Sinne der Marketingstrategen der Europäischen Gemeinschaft.
Ja, macht Müller das Fass auf und stellt dar, dass Olivenöl gesund ist,
weil es verkauft werden muss. In Europa gibt es einen großen
Olivenöl-Überschuss. Unterhalb des nach China abgeschmolzenen
Butter-Berges befindet sich ein voller Olivenöl-See, zeigt der Berliner
Experte Müller auf. Den Absatzexperten ist es nicht nur gelungen, der
Bevölkerung Olivenöl schmackhaft zu machen, sondern auch die
Ernährungsexperten glauben inzwischen an das Ernährungsmärchen, dass
Olivenöl gesund ist. Eine wissenschaftliche Begründung gibt es für
diese Behauptung aber nicht, betont Sven-David Müller vom Zentrum für
Ernährungskommunikation, Diätberatung und Gesundheitspublizistik (ZEK).
Raps-, Lein- und Nussöle sind aus ernährungsphysiologischer Sicht schon
allein durch ihre Fettsäurezusammensetzung dem Olivenöl deutlich
überlegen. Außerdem schmecken diese Öle einfach besser. Wer isst schon
gerne ein Schnitzel, das in Olivenöl angebraten wurde? Und wenn das
Olivenöl nicht charakteristisch riecht und schmeckt, zweifele ich
massiv daran, dass es sich überhaupt um ein hochwertiges Öl handelt,
macht Müller deutlich.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Recherche konnten die Autoren weitere
Ernährungsmärchen aufklären: Salz löst keinen Bluthochdruck aus, Zucker
ist nicht für Karies verantwortlich, Pilze dürfen aufgewärmt werden,
Spinat enthält nicht so viel Eisen, dass Popeye daraus ernorme Kräfte
entwickeln kann, Fett macht nicht fett, Süßstoff ist kein Mastmittel,
Glutamat ist nicht gesund und kann sogar die Insulinresistenz fördern,
Gemüse und Obst enthalten nicht immer weniger Vitamine, Margarine hat
genauso viele Kalorien wie Butter, Rohkost ist nicht nur gesund,
Hühnereier erhöhen den Cholesterinspiegel nicht und niemand braucht
lebensnotwendig warme Mahlzeiten. Diese und mehr als 70 andere
Ernährungsmärchen, nicht nur der Agrarlobby, decken die Autoren auf und
scheuen es nicht, sich mit der Lebensmittel-Industrie und den
Lobbyisten anzulegen. Unser Ziel ist es, den Lesern aufzuzeigen, was
alles behauptet wird und warum. Im abschließenden Kapitel „Nichts als
die Wahrheit“ klären die Autoren die Leser auf, welche Lebensmittel zu
einer gesunden Ernährungsweise gehören sollten.