Hochwertiges Rapsöl nach physikalischer Raffination
Archivmeldung vom 01.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRapsöl ist der Hit für die gesunde Küche! Damit die im fetthaltigen Korn - der leuchtend gelb blühenden Pflanze - enthaltenen wertvollen Polyphenole jedoch im Öl angereichert werden und unbeschadet den langen Produktionsweg überstehen, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein:
Erstens muss die Saat kurzzeitig über eine Dampfbehandlung auf hohe Temperaturen
gebracht werden. Zweitens sollte die wegen der unerwünschten Begleitstoffe des
Öls erforderliche Raffination in diesem Fall ausschließlich auf physikalischem
Weg erfolgen. Dies haben Wissenschaftler der TUHH in langjährigen Untersuchungen
herausgefunden.
Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe und gelten als
gesundheitsfördernd. Sie wirken antioxidativ und stehen daher im Ruf
krebsvorbeugend sowie antibakteriell und antiviral zu wirken. Sie schützen
Körperzellen vor freien Radikalen und verlangsamen die Zelloxidation.
Aus
frischem Saatgut, das gut bearbeitet und trocken gelagert wurde, lässt sich ein
sehr gutes kalt gepresstes Öl gewinnen. Allerdings kann auch dieses Öl noch
Reste von Pestiziden enthalten. Um das Rapsöl von diesen Pestizidresten und
eventuellen Trübungen zu reinigen, wird es entweder auf chemischem oder
physikalischem Weg raffiniert. Bei der chemischen Raffination kommt
beispielsweise Natronlauge zum Einsatz, um freie Fettsäuren zu neutralisieren.
Bei der physikalischen Raffination findet die Entsäuerung im letzten Schritt des
Prozesses durch ansteigende Temperaturen statt.
Ein mit Dampf vorbehandeltes
und anschließend kalt gepresstes Rapsöl enthält vor der Raffination einen
durchschnittlichen Anteil von 1400 ppm (parts per million) Polyphenole. Pablo
Zacchi, argentinischer Nachwuchsforscher am Institut für Thermische
Verfahrenstechnik an der TUHH unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Rudolf Eggers,
wies nach, dass sich dieser Anteil nach einer chemischen Raffination auf fünf
oder sogar auf null ppm sinkt. Hingegen das physikalisch raffinierte Öl immerhin
noch Anteile zwischen 230 und 512 ppm an Polyphenolen aufweist. "Um das
gesundheitsfördernde Potenzial des Rapsöls zu erhalten, empfiehlt sich das
physikalische Verfahren einzusetzen", sagt Zacchi.
2003 gelang Professor
Eggers der Nachweis, dass ein hoher Anteil der wertvollen Polyphenole in das Öl
übergeht, wenn das Rapskorn vor dem Pressen kurzzeitig mit Dampf
hochtemperaturbehandelt wird. Zudem inaktiviert die Hitze bestimmte Enzyme, die
ansonsten unerwünschte freie Fettsäuren im Öl entstehen lassen. Auch wird das Öl
stabiler und nicht so schnell ranzig. Diese Prozessoptimierung wird heute in
verschiedenen Ölmühlen eingesetzt.
Hintergrund:
42 Millionen
Tonnen Rapsöl werden derzeit jährlich weltweit mit steigender Tendenz
produziert, zum Teil für die Herstellung von Biodiesel. Allerdings suchen
Rapsanbauer und Ölmühlen wegen des in Folge der angekündigten Besteuerung
erwarteten Absatzrückgangs nach neuen Märkten. Und gesundheitsförderndes
funktionales Speiseöl bietet sich als Alternative an. Anders als beim Olivenöl
ist der Herstellungsprozess vieler Speiseöle nicht direkt am Etikett ablesbar.
Ob das Saatgut eines Rapsöls mit Dampf vorbehandelt wurde und damit das Öl mehr
der wertvollen Polyphenole enthält, ist ebenso wenig am Etikett zu erkennen, wie
die Art des Raffinationsprozesses.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.