Mineralöl-Spuren in Lebensmitteln: Foodwatch greift Bundesregierung an
Archivmeldung vom 11.03.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Verbraucherorganisation Foodwatch wirft der Bundesregierung vor, den besseren Schutz der Verbraucher vor Mineralöl-Rückständen in Lebensmitteln zu verzögern. Seit sieben Jahren boykottierten deutsche Behörden die europäische Zusammenarbeit und übermittelten ihre Laboranalysen nicht an die EU, so die Verbraucherschützer. Foodwatch beruft sich dabei auf Schreiben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vorliegen.
Foodwatch-Experte Johannes Heeg sprach von einer "traurigen Behördenposse" und kritisierte: "Während sich Deutschland offiziell für eine europäische Lösung stark macht, hintertreibt es diese gleichzeitig." Laut Foodwatch haben deutsche Behörden zwischen 2011 und 2015 mehr als 400 Lebensmittelproben auf Mineralölrückstände untersucht, die Daten aber nicht an die EFSA geschickt. Grund dafür sei, dass die Behörden in Bund und Ländern die jeweils anderen Stellen in der Verantwortung sähen.
Foodwatch fordert von der EU-Kommission, strenge Grenzwerte für Mineralöle in Lebensmitteln zu erlassen. Außerdem müssten für Papierverpackungen Barrieren - wie ein separater Innenbeutel oder eine Schicht im Karton - vorgeschrieben werden. Mineralölreste wurden immer wieder in Schokolade, Reis, Gries und Nudeln gefunden. Sie gehen oft aus recycelten Altpapier-Kartons, deren Druckfarben Mineralöl enthalten, auf die Ware über. Mineralölrückstände stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte im Dezember angekündigt, dass er Mineralöle aus Lebensmitteln verbannen und einen gesetzlichen Grenzwert festlegen will. Ob eine Mineralölverordnung bald kommt, ist aber fraglich. Das Ministerium arbeitet bereits seit Jahren daran.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)