Auf die Schärfe kommt es an: Senfkonsum kann vor Schäden an der Erbsubstanz schützen
Archivmeldung vom 20.09.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Forschergruppe um Prof. Dr. Volker Mersch-Sundermann und Dr. Evelyn Lamy am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg hat sowohl in einer Vorstudie in Kulturen menschlicher Zellen als auch in einer unabhängigen Studie am Menschen nachgewiesen, dass handelsüblicher scharfer Senf vor der Wirkung krebsauslösender Stoffe, die mit der Nahrung aufgenommen werden, effektiv schützt.
"Der Konsum von scharfem Senf schützt beispielsweise vor den erbgutschädigenden Wirkungen der beim Grillen und Braten von Fleisch entstehenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK", erläutert Institutsleiter Prof. Dr. Volker Mersch-Sundermann. PAK sind als krebsauslösende Stoffe - sogenannte Karzinogene - bekannt.
Die Probanden der Studie nahmen täglich 20 Gramm scharfen Senf zu sich. Dann wurde ihnen Blut abgenommen und das Blut mit krebsauslösenden Stoffen, sogenannten Karzinogenen, versetzt. "Wir haben gesehen, dass weiße Blutkörperchen von Probanden, die vorher scharfen Senf konsumiert hatten, viel besser mit solchen gefährlichen Substanzen umgehen können", so Mersch-Sundermann weiter. Im Gegensatz dazu waren die Werte bei den Probanden ohne Senfkonsum (Referenzwerte) weitaus schlechter.
Auch deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass der Schutzeffekt eine gewisse Zeit nach dem Konsum von scharfem Senf anhält und nicht, wie etwa für Vitamin C gezeigt, nur sehr kurzfristig ist. Regelmäßiger Konsum von scharfem Senf könnte daher tatsächlich dazu beitragen, nachhaltig das Krebsrisiko zu verringern.
"In den Vorversuchen an menschlichen Zellkulturen konnte nachgewiesen werden, dass Senfe mit einem hohen Anteil an der schärferen, braunen Senfsaat, wie beispielsweise Löwensenf Extra, besonders wirksam sind", so der Institutsleiter. Daher wurde Löwensenf Extra auch für die nachfolgende Studie am Menschen verwendet. Dieser Senf habe sich zudem als besonders geeignet für die Studie gezeigt, da er lediglich Wasser, Senfsaat, Essig und Salz enthält und daher wenig Nebeneffekte durch andere Zutaten auftreten können.
Die krebshemmende Wirkung von Senf ist auf die Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen, die allgemein "Senföle" genannt werden und für die Schärfe in der Würzpaste verantwortlich sind. Diese werden beim Verarbeiten oder auch Kauen von Senf freigesetzt und können so vom Körper aufgenommen werden.
Insgesamt entfalten nur ganz bestimmte Obst- und Gemüsesorten bzw. deren Inhaltstoffe ein vor Krebs schützendes Potenzial. Solche Effekte werden als "Chemoprävention" bezeichnet. Chemopräventive Wirkung besitzen beispielsweise Kohlsorten aus der Familie der Kreuzblütengewächse wie Brokkoli, Kohlrabi, Weißkohl, aber auch Radieschen und eben Senf.
Je schärfer der Senf, desto stärker die krebshemmende Wirkung
Die Forscher sind sich einig, dass die Krebsentstehung ein sehr komplexer Prozess mit vielen, teilweise bisher unbekannten Ein-flussfaktoren ist. Angefangen bei der initialen Schädigung des Erbmaterials bis zur Entstehung eines Tumors vergehen in der Regel Jahre bis Jahrzehnte. Auf der Basis der jetzigen Ergebnisse der Untersuchungen von Prof. Mersch-Sundermann könnten mit der nachgewiesenen Hemmung genau dieses ersten Schrittes in der Tumorentstehung die im Senf enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe einen nicht unerheblichen Beitrag in der Krebsprävention leisten.
Unklar ist bisher noch, welche Mindestkonzentrationen der "scharfen" sekundären Pflanzenstoffe notwendig sind, damit der Senf seine chemopräventive Wirkung entfalten kann. Mersch-Sundermann: "In der Vorstudie an menschlichen Zellkulturen wirkte jedenfalls scharfer Senf wie beispielsweise Löwensenf Extra deutlich stärker als süßer Senf."
Im nächsten Schritt machen sich die Forscher daran, die zellulären Mechanismen zu verstehen, die dem Schutzeffekt zugrunde liegen. Klar ist, dass dabei die Aktivierung von entgiftenden Enzymen im Menschen eine Rolle spielt; diese Enzymregulation kann aber die starke chemopräventive Wirksamkeit nur zum Teil erklären. Noch weitere, bisher unbekannte Ursachen der Chemoprävention durch Senfgenuss sind anzunehmen.
Quelle: Universitätsklinikum Freiburg (ots)