Pommes: Heiß, fettig und belastet
Archivmeldung vom 24.11.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlPommes Frites enthalten nach Untersuchungen von Greenpeace Rückstände von perfluorierten Tensiden (PFT), die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Im Auftrag von Greenpeace analysierte das Fraunhofer Institut Schmallenberg (NRW) Pommes Frites aus fünf deutschen Städten auf Perfluoroktansäure (PFOA) und Perfluoroktansulfonat (PFOS).
Die Testergebnisse haben
Greenpeace-Aktivisten heute im Bundesumweltministerium in Berlin
abgegeben - zusammen mit einem überdimensionalen Reagenzglas voll
frittierter Kartoffelstäbchen. Sie fordern Bundesumweltminister
Sigmar Gabriel (SPD) damit auf, die deutsche Blockadehaltung bei den
Verhandlungen um das neue EU-Chemikaliengesetz REACH zu beenden und
Verbraucher und Umwelt besser vor gefährlichen Chemikalien zu
schützen. Am 13. Dezember soll REACH (Registrierung, Evaluierung und
Autorisierung von Chemikalien) in Zweiter Lesung im Europäischen
Parlament verabschiedet werden.
"Neben viel Fett und Salz verzehren Verbraucher mit jeder Portion der untersuchten Pommes Frites gesundheitsgefährdende Chemikalien", sagt Greenpeace-Sprecherin Corinna Hölzel. "Die PFT-Schadstoffe reichern sich im menschlichen Blut und in der Muttermilch an."
In den Kartoffel-Proben fand das Fraunhofer Institut zwischen 0,32
und 0,95 Mikrogramm pro Kilogramm PFOS und zwischen 1,57 und 2,81
Mikrogramm pro Kilogramm PFOA. Die perfluorierten Chemikalien können
auf mehreren Wegen in die Pommes gelangt sein: Wegen ihrer
fettabweisenden und hitzebeständigen Eigenschaften werden sie zum
Beispiel als Beschichtung von Pommes-Frites-Tüten verwendet. Sie
können auch über Klärschlämme in den Boden und damit in Feldfrüchte
wie Kartoffeln kommen. Grenzwerte für perfluorierte Tenside in
Lebensmitteln gibt es bisher nicht.
Dr. Hermann Kruse von der Universität Kiel hat die Labor-Ergebnisse für Greenpeace bewertet. Der Toxikologe äußert sich kritisch zur Entwicklung von Grenzwerten für PFT. "Die Datenlage ist unzulänglich, PFT können toxikologisch noch nicht abschließend bewertet werden", sagt Kruse. "Grenzwerte würden eine Sicherheit nur vorgaukeln. Ihre Akzeptanz würde dazu führen, dass wir die Belastung mit langlebigen, sich anreichernden Substanzen einfach dulden. Grundsätzlich sollten Stoffe wie PFT nicht in Nahrungsmitteln enthalten sein."
Greenpeace hat in den vergangenen Monaten PFT in Fischen, im
Trinkwasser und im Blut von Prominenten nachgewiesen. "Auch der Fall
der Pommes Frites zeigt, dass Chemikalien nicht angemessen
kontrolliert werden können", sagt Hölzel.
"Die Bundesregierung muss die Industrie durch REACH verpflichten, sichere Alternativen für gefährliche Chemikalien zu entwickeln." Die getesteten Kartoffel-Snacks wurden in Berlin, Hamburg, München, Dortmund und Dresden gekauft. Auch eine Probe tiefgefrorene Pommes wurde analysiert.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.