ITX in Kartonsäften - und kein Ende
Archivmeldung vom 07.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Druckfarbenindustrie weiß angeblich schon seit fünf Jahren von den Kontaminationen mit Isopropylthioxanthon (ITX) - Minister Horst Seehofer sitzt das Problem weiter aus - Auch in der zehnten Woche nach Beginn der von der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) veranlassten ITX-Analysereihen stehen belastete Kartonsäfte in den Regalen.
Die aktuellen, von der DUH veranlassten
ITX-Untersuchungen ergaben in einem Iso-Mineral-Fitness-Drink
"isostar, Geschmack Orange" des Importhauses Wilms GmbH & Co. KG in
Taunusstein Werte in Höhe von 80 Mikrogramm pro Kilogramm. Das
Getränk wurde in Kartons der Firma Tetra Pak abgefüllt. ITX-fündig
wurde die DUH auch beim Ananassaft "Don Simon", 100 Prozent direkt
gepresster Ananassaft mit 72 Mikrogramm pro Kilogramm. Dieses Getränk
wurde von JGC in Madrid abgefüllt und Kartons der Firma Elopak
verpackt.
Bei einem Krisentreffen im Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) in Berlin am 16. Februar
gestand die Druckfarbenindustrie offenbar ein, die ITX-Problematik
bereits seit fünf Jahren zu kennen, ohne Maßnahmen zur Abhilfe
ergriffen zu haben.
Darüber berichtet der Geschäftsführer des
Verbandes der deutschen Fruchtsaftindustrie (VdF), Klaus Sondhauß im
Fachblatt "Getränkeindustrie" (Ausgabe 3/2006, S. 64f). Die
Verpackungshersteller Tetra Pak und Elopak kündigten den Übergang zu
einem Druckverfahren ohne ITX erst an, als die Kontaminationen im
Spätherbst 2005 in Italien für Furore sorgten.
Sondhauß rechnet außerdem damit dass "noch im gesamten Jahr 2006
mit ITX belastete Getränkekartons gefunden werden".
Erstaunlich sind
die Folgerungen, die der Verbandsfunktionär aus dieser Tatsache
zieht: Er sehe keinen Anlass, "die Ware aus dem Regal zu nehmen" und
drängt den Handel, auf weitere Rückholaktionen infolge der
DUH-Messergebnisse zu verzichten.
Verbraucherschutzminister Horst
Seehofer forderte er auf, sicherzustellen, dass auch noch nicht an
den Handel ausgelieferte, aber bereits abgefüllte ITX-belastete
Bestände noch in die Läden kommen und verkauft werden können.
Seehofer kommt diesem Ansinnen bis zum heutigen Tag nach.
"Industrie und Politik haben sich darauf verständigt, mit der
Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher Roulette zu spielen,
die Partie soll mindestens bis Ende 2006 weitergehen", so
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. "Wir wissen, dass Druckchemie
nicht in Gesundheitssäfte gehört. Wir wissen nicht, ob und wie
gesundheitsschädlich ITX ist. Wir wissen aber inzwischen, dass die
Verantwortlichen es heute und auch in Zukunft gar nicht genauer
wissen wollen". In dieser Situation bleibe der DUH nicht viel mehr,
als mit den stichprobenartigen Untersuchungen fortzufahren, solange
weiter regelmäßig belastete Produkte gefunden werden.
Resch erinnerte daran, dass das dem Seehofer-Ministerium
unterstellte Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hohe
Konzentrationen von Kartonsäften mit der Druckchemikalie ITX
inzwischen als "aus Sicht der Risikobewertung nicht akzeptabel"
bezeichnet habe. Aussagen zum mit ITX verbundenen gesundheitlichen
Risiko können nach Überzeugung der BfR-Experten nicht getroffen
werden, weil bis heute ausschließlich Untersuchungen zur
erbgutschädigenden Wirkung von ITX vorlägen und Entwarnung allenfalls
bis zu einer Konzentration von weniger als 50 Mikrogramm pro
Kilogramm gegeben werden könne. Die DUH hatte im Verlauf der
Messkampagne Belastungen von bis zu 405 Mikrogramm pro Kilogramm
gefunden.
Inzwischen liegen der DUH Informationen vor, dass die
Kontaminationen mit ITX sich nicht auf Fruchtsäfte beschränken,
sondern auch Lebensmittel wie Tiefkühlkost oder Joghurt mit der
Drucksubstanz ITX kontaminiert sein können. Erste von der DUH
veranlasste Untersuchungen von Buttermilch ergaben eine Belastung von
26 Mikrogramm ITX pro Kilogramm.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)