Deutsche trinken wieder mehr Bier - Brauereien sehen aber keinen Grund zum Anstoßen
Archivmeldung vom 11.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZum ersten Mal seit zwölf Jahren ist der Pro Kopf-Verbrauch von Bier in Deutschland wieder gestiegen. So tranken die Deutschen 2006 im Schnitt 116 Liter Gerstensaft - einen Liter mehr als im Vorjahr. Die Brauereien hierzulande sehen darin aber keine Trendwende und sind überwiegend pessimistisch, was ihren künftigen Bierabsatz betrifft.
90 Prozent gehen davon aus, dass
dieser in den kommenden fünf Jahren weiter zurückgehen oder
stagnieren wird. Als Ursachen hierfür sehen sie den zunehmenden
Verdrängungswettbewerb, einhergehend mit einem Verlust von
Marktanteilen. Das sind zentrale Ergebnisse einer Umfrage der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG unter 231
Brauereien mit einem Bierausstoß von über 50.000 Hektolitern.
Bier-Mischgetränke immer beliebter
Die Kunden bevorzugen zunehmend Randsorten und Spezialitäten. Die
befragten Brauereien sehen in den kommenden fünf Jahren steigende
Absätze bei Biermischgetränken (plus sechs Prozent), Weizenbier und
alkoholfreien oder -reduzierten Bieren (jeweils plus drei Prozent).
Nahezu die gesamte Branche erwartet zudem ein Wachstum bei
Bio-Produkten. Beim "Klassiker" Pils erwarten die Brauereien dagegen
bis 2012 einen Absatzrückgang um rund vier Prozent. Die Zahlen machen
deutlich, dass Innovationen und neue Absatzwege gefragt sind. Reiner
Klinz Brauerei-Fachmann bei KPMG: "Nur wenigen starken Marken gelingt
es, dem erheblichen Preisdruck zu widerstehen, der sich aus
Überkapazitäten und der Verhandlungsmacht des
Lebensmitteleinzelhandels ergibt. Wer auf Dauer überleben will,
sollte nicht nur sein Markenprofil schärfen, sondern auch echte
Getränkeinnovationen entwickeln. Hier ist noch mehr Phantasie
gefragt."
Export soll sinkenden Inlandsabsatz kompensieren
Hoffnung setzen die deutschen Brauereien vor allem auf den Export.
So gehen die Befragten davon aus, in den kommenden fünf Jahren ihren
Bierabsatz im Ausland um insgesamt rund fünf Prozent steigern zu
können. Demgegenüber steht für Deutschland im selben Zeitraum ein
erwarteter Absatzrückgang von rund zwei Prozent.
Marktkonzentration nimmt zu
Nach Einschätzung der Brauereien nimmt die Marktkonzentration in
Deutschland weiter zu - und das Brauereisterben setzt sich fort. Fast
80 Prozent der Befragten wollen ihren Marktanteil aus eigener Kraft
erhöhen. Johannes Siemes, Leiter Consumer Markets & Retail bei KPMG:
"Aufgrund des stagnierenden beziehungsweise leicht rückläufigen
Marktes kann dies nur zu Lasten der übrigen Marktteilnehmer
geschehen." Die überwiegende Mehrzahl der Brauereien geht
entsprechend davon aus, dass die Konsolidierung der Branche
voranschreitet. Jede vierte (24 Prozent) zieht in Betracht, eine
andere Brauerei oder Marke zu kaufen. 77 Prozent sind der
Überzeugung, dass internationale Braukonzerne weiterhin deutsche
Brauereien kaufen werden. Ebenso viele befürchten, dass die Zahl der
Brauereien in Deutschland in den kommenden fünf Jahren infolge des
verschärften Wettbewerbs um mindestens 25 Prozent sinken wird. Reiner
Klinz: "Umso erstaunlicher, dass häufig weiterhin in die Erweiterung
der eigenen Anlagen investiert wird. Hier sollten eher mögliche
Kooperationen geprüft werden - dann könnte unter Umständen auch eine
bessere Kapitalverzinsung erreicht werden, auch das ist eine der
Schlussfolgerungen der Studie."
Quelle: Pressemitteilung KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft