Die verspätete Matjes-Saison - ein Drama ?!
Archivmeldung vom 03.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin echtes Drama für viele Fischliebhaber: Der Matjes ist noch nicht da, der Start der Saison muss um drei Wochen verschoben werden! Woran liegt es? "Der lange Winter!" "Der kalte Mai!" "Das viel zu kalte Nordseewasser!" So schallt es entlang der Küste, durch die Gourmet-Tempel und durch den Blätterwald. Ist das wirklich so?
Experten der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg sehen das
anders.
Dr. Gerd Wegener vom Institut für Seefischerei: "Vergleicht
man die Oberflächentemperaturen der Nordsee von Mitte Mai 2006 mit den
Mittelwerten über den Zeitraum 1900 bis 1966 für den Monat Mai, zeigt sich, dass
die Nordseeoberfläche sogar noch etwas wärmer ist als im langjährigen Mittel, um
rund ein halbes Grad." Da der vergangene Winter auch nicht kälter war als im
langjährigen Mittel, liegen die derzeitigen Bodentemperaturen der Nordsee
ebenfalls noch leicht über den Mittelwerten. Damit hat der Hering auch sein
"mittleres Futter" bekommen!
Was ist also los? Die ungeduldigen Gourmets
sind Opfer ihrer eigenen Vergesslichkeit geworden: Im letzten Jahrzehnt hatten
die Nordseetemperaturen nach den "grünen Wintern" im Mai überdurchschnittlich
hohe Werte erreicht gehabt, so dass die entsprechenden Heringe schon früher für
die Matjesproduktion genommen werden konnten. Das war außergewöhnlich und kann
nicht jedes Jahr erwartet werden. Die bis ins Mittelalter zurückreichenden
Heringsordnungen, die dem Heringsfang und der Salzheringsproduktion zugrunde
liegen, besagen klugerweise, dass "vor Johanni", dem 24. Juni (!), kein Hering
zur Qualitäts-Handelsware "Salzhering" - und damit auch nicht zu Matjes -
verarbeitet werden dürfe.
Geduld also! Qualität braucht seine Zeit!
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.