Es muss nicht immer Fleisch sein
Archivmeldung vom 23.10.2010
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtUnter dieses Motto stellt die „Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung“ e. V. (AGfaN) ihre neue Kampagne zur Bekämpfung des unermesslichen Tierleids in den Massentierhaltungen. Angesichts weltweit etwa eine Milliarde unterernährter Menschen ist der hohe Fleischkonsum in den Industriestaaten unverantwortlich. Die Tierschützer weisen darauf hin, dass alle 3,5 Sekunden ein Mensch verhungert oder an Krankheiten stirbt, die für das Immunsystem eines gut ernährten Menschen kein Problem darstellen. Es ist paradox, dass die Zahl der Überernährten in den reichen Ländern rasant zunimmt.
Viel Zustimmung finden die Tierschützer für ihre Anregung, den Fleischkonsum zu reduzieren und tierische Produkte wie Fleisch und Eier möglichst oft durch vegetarische Köstlichkeiten aus Tofu oder Seitan zu ersetzen. „Es muss doch nicht von Sonntag bis Samstag morgens, mittags und abends Fleisch und Wurst gegessen werden“, meint AGfaN-Vorsitzender Eckard Wendt. Bei Aktionen überzeugt insbesondere das vegetarische Schmalz selbst die größten Skeptiker. Aber auch andere Brotaufstriche und Häppchen aus Tofu und Seitan entlockten immer wieder begeisterte „Hm“, „Ah“ und „O, wie schmackhaft“! Manche passanten kommen sogar mehrfach, um aus den vielen Varianten ihren „Lieblingsaufstrich“ und die ihnen am meisten zusagende vegetarische Wurst herauszufinden. Hinweise auf Bezugsquellen und Rezepthefte werden gerne angenommen.
Der Verzicht auf übermäßigen Fleischkonsum kommt auch der eigenen Gesundheit zugute und ist darüber hinaus aktiver Umwelt- und Tierschutz. So wird immer noch Regenwald zum Beispiel in Brasilien gerodet, um großflächig Getreide und Soja für die Futtermittelproduktion anzubauen. Damit werden die für das Weltklima unverzichtbaren Lebensräume unwiederbringlich vernichtet. In den Massentierhaltungen werden die Nutztiere zu reinen Produktionseinheiten degradiert und so ihrer Würde als Mitgeschöpfe beraubt. Die eingekerkerten Tiere überleben wegen des hohen Infektionsdrucks in den Ställen nur durch umfangreichen vorbeugenden Einsatz von Medikamenten.
Angesichts dieser Fehlentwicklung und insbesondere wegen des Hungers in der Welt ist es unfassbar, dass die Kirchen immer noch beharrlich schweigen oder allenfalls um Spenden für die Hungerregionen bitten. „Es ist zutiefst beschämend, dass sich die leitenden Bischöfe beider Konfessionen weigern, öffentlichkeitswirksam alle Christen dazu aufzurufen, das Konsumverhalten zugunsten der hungernden Menschen, der gequälten Tiere und der Bewahrung der Schöpfung zu ändern“, bedauert Ingrid Wendt. Als besonders befremdlich empfinden die Tierschützer die gelegentlich von Pastoren und bekennenden Christen vertretene Meinung, Welternährungsfragen gehörten nicht zu ihren Anliegen, denn Gott wisse schon, warum er den Hunger zulasse.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V. - Tierschutzfachverband