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Landwirte entsorgen 10 bis 15 Prozent der essbaren Erdbeeren

Archivmeldung vom 24.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Astrid Friedrich / pixelio.de
Bild: Astrid Friedrich / pixelio.de

Deutsche Bauern entsorgen aus wirtschaftlichen Gründen im Schnitt 10 bis 15 Prozent der genießbaren Erdbeeren pro Jahr. Diese bisher unveröffentlichte Schätzung teilte das bundeseigene Thünen-Agrarforschungsinstitut der Tageszeitung "taz" auf Anfrage mit.

Nach einer Hochrechnung der taz auf Grundlage der Erntemenge im vergangenen Jahr entspricht der Anteil ungefähr 14.000 bis 21.000 Tonnen. Das sind so viele Erdbeeren, wie 4 bis 6 Millionen Durchschnittsverbraucher in Deutschland im Jahr essen. Solche Früchte würden kompostiert oder untergepflügt, sagte Gartenbauingenieurin Sabine Ludwig-Ohm, die für das Institut über Lebensmittelverluste bei Obst und Gemüse geforscht hat. "Viele dieser Erdbeeren gelten für den Verkauf als Frischware im Lebensmitteleinzelhandel als nicht schön genug", ergänzte Ludwig-Ohm. Weitere Früchte müssten entsorgt werden, wenn im Sommer mehr Erdbeeren gleichzeitig reif als nachgefragt würden.

Theoretisch könnte das Obst mit optischen Mängeln oder der Überschuss eingefroren und etwa zu Konfitüre verarbeitet werden. "Aber die Preise für Verarbeitungsware liegen vielfach unter den Erntekosten in Deutschland", erläutert Ludwig-Ohm. Das Thünen-Institut hat im Rahmen eines Forschungsprojekts über Lebensmittelverschwendung 25 Firmen befragt, die Erdbeeren anbauen.

"Dass gutes Obst und Gemüse wegen irrer Normen und unmoralischem Preisdumping weggeworfen wird, bevor es im Laden landet, ist geschmacklos", sagte der Ko-Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, der taz. "Schönheitsideal-Anforderungen der Supermarktketten und EU-Handelsnormen müssen dringend überarbeitet werden". Große Supermärkte sollten auch verpflichtet werden, essbare Lebensmittel-Reste kostenlos zur Verfügung zu stellen. Zudem verlangte der Grüne, gesetzliche Regelungen mit verbindlichen, branchenspezifische Reduktionszielen auf sämtlichen Stufen der Wertschöpfungskette.

Jährlich werden in Deutschland - je nach Studie - 11 bis 18 Millionen Tonnen Lebensmittel produziert, aber nicht gegessen. Das obere Ende der Spanne entspricht der Umweltorganisation WWF zufolge fast einem Drittel des Nahrungsmittelverbrauchs. Gleichzeitig hungern weltweit 820 Millionen Menschen. Um die nicht verbrauchten Lebensmittel zu erzeugen, werden unnötig Ressourcen wie Boden, Wasser und Energie beansprucht. Die durch Lebensmittelverluste verursachten Treibhausgasemissionen betragen sind laut Umweltbundesamt circa 4 Prozent des gesamten deutschen Ausstoßes.

Quelle: taz - die tageszeitung (ots)

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