Bauernpräsident Rukwied kritisiert "unsäglichen Preiskampf" um Billigfleisch
Archivmeldung vom 29.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttBauernpräsident Joachim Rukwied hat einen "Preiskampf" der Handelskonzerne um Billigfleisch-Angebote kritisiert. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Rukwied: "Dafür habe ich absolut kein Verständnis."
Lebensmittel müssten zwar bezahlbar bleiben. "Aber so ein Preiskampf auf dem Rücken der Bauernfamilien ist unsäglich." Insgesamt seien Lebensmittel in Deutschland zu günstig, befand Rukwied. "Die Bemühungen der Bauern werden zu wenig honoriert. Lebensmittel sind mehr wert und benötigen einen höheren Preis."
Zugleich betonte Rukwied, dass Landwirte unter der starken Marktkonzentration bei den Handelsketten, aber auch in der Fleischbranche litten. Das habe sich nach den coronabedingten Schließungen von Schlachthöfen und den daraus resultierenden Problemen in den Ställen gezeigt. Rukwied sagte: "Wir brauchen eine stärkere Schlachtung und Produktion in den Regionen." Nach Corona-Ausbrüchen unter Arbeitern mehrerer großer Schlacht- und Zerlegebetriebe war die Fleischproduktion, angefangen bei der Tierhaltung, in die Kritik geraten.
Die Landwirte seien indes bereit, die Tierhaltung in Deutschland zu verbessern. "Nun muss die Politik aber auch liefern. Es müssen Ställe umgebaut werden, das heißt: Landwirte brauchen Baugenehmigungen, Planungssicherheit und finanzielle Unterstützung. Hier erwarten wir einen Zeitplan, wie es weitergehen kann", so Rukwied.
Zudem müsse sichergestellt werden, dass Landwirte den Mehraufwand auch honoriert bekämen. "Ein deutlicher Preisaufschlag ist unabdingbar", befand der Bauernpräsident. Er signalisierte Unterstützung für das Gutachten, das Regierungsberater im Frühjahr zum Umbau der Tierhaltung vorgestellt hatten. "Einige Detailfragen müssen noch geklärt werden, aber vom Grundsatz her sind wir dabei."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)