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Authentifizier dich oder stirb

Archivmeldung vom 30.06.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.06.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Microsoft will seine Antispam-Technik Sender-ID mit der Brechstange durchsetzen. TELEPOLIS, berichtet

Aus dem Inhalt:

Im Kampf gegen Spam hat Microsoft laut einem Bericht auf Cnet die nächste Runde eingeläutet: Ab November sollen alle E-Mails durch Microsofts Freemail-Dienst Hotmail und MSN als Spam behandelt werden, die nicht von Servern stammen, die Microsofts Sender-ID-Technik zur Spambekämpfung anwenden.

Nach Angaben von Microsoft würden derzeit bereits für mehr als eine Million DNS-Einträge, die für die Namensauflösung im Internet zuständig sind, die vom Sender-ID-Verfahren benötigten Daten bereitgestellt.

Da Hotmail zur Zeit auch der Freemail-Dienst mit den meisten Kunden ist, kann Microsoft seine Marktmacht als Brechstange benutzen, um seine unpopuläre und lückenhafte Technik durchzusetzen. Die IETF (Internet Engineering Task Force) als Standardisierungskomitee des Internets hatte die weitere Beschäftigung mit Sender-ID abgelehnt, da Microsoft Patentrechte geltend machen könne. Sender-ID funktioniert zudem nicht für automatisch weitergeleitete E-Mails.

Das hindert jedoch Microsoft nicht an seiner Drohung: Ab November werden E-Mails ohne Sender-ID im Junk-Mail-Ordner landen, wenn nicht sogar sofort gelöscht. Wer dies für seine E-Mails verhindern wolle, solle gefälligst mitmachen. 

Bisher hat sich kein einheitliches Verfahren gefunden, das von allen großen Providern bzw. der IETF akzeptiert wurde.

Seit einem Brief von AOL-Postmaster Carl Hutzler Anfang Januar schien sich die Antispam-Mode dieses Jahr mehr den Pflichten von Providern zu widmen, die nicht hinreichend genug aktiv gegen Spam aus ihren eigenen Netzen sind. Das gipfelte schließlich darin, dass 900.000 dynamisch vergebene IP-Adressen und damit die zugehörigen Rechner des britischen Providers Telewest durch den Blacklist-Betreiber SPEWS gesperrt wurden. Die betroffenen Kunden von Telewest konnten einfach keine E-Mails mehr über ihre eigenen Postausgangsserver versenden, da die schwarze Liste von SPEWS von vielen Servern zum Blockieren des Mailtransfers der aufgelisteten Rechner herangezogen wird.

Aber nicht nur staatliche oder korporative Akteure sind Kooperationspartner von Microsoft: Ganz konkret hilft der Konzern dem Pharma-Konzern Pfizer, dem Hersteller und Inhaber der Marke Viagra, das als gefährliches und illegales Imitat per Spam beworben und vertrieben wird. Das Kalkül des Konzerns ist schlicht: Jede strafrechtliche oder zivilrechtliche – aufgrund von Schadensersatz, unlauteren Wettbewerbs oder der Verletzung von Markenrechten ergehende – Entscheidung gegen einen Spammer unterbindet sein weiteres Wirken. Wer bankrott oder inhaftiert ist, kann nicht mehr spammen.

Gewagt ist die Entscheidung von Microsoft jedenfalls, denn es könnte Hotmail schaden. Der Konzern agiert zunächst einmal aus einer Position der Stärke, und es wird sich zeigen, ob er diese nutzen kann, um seine Technik im Internet und somit am Markt durchzusetzen, selbst wenn bessere Techniken existieren. Es erinnert an die Geschichte vom besseren Videorekordersystem Video2000, das aufgrund von Fehlentscheidungen nicht die ihm gebührende Stellung erreichte und dem qualitativ schlechteren VHS erlag.

Auch wird bezweifelt, ob Zeit und Geld in 2005 überhaupt vorhanden seien, um Sender-ID innerhalb weniger Monate zu implementieren. Daher wird vermutet, dass die Ersten, die das Verfahren adaptieren, die Spammer sein werden. Dann würden Reduzierungen des Spam-Aufkommens aufgrund des Einsatzes von Sender-ID höchstens temporäre sein.

So wird es ab November spannend werden, ob Microsofts Kalkül aufgeht und Sender-ID sich durchsetzt oder ob das Internet wirklich anders funktioniert.

Auf jeden Fall bringt Microsoft mit seiner Ankündigung Bewegung in die Diskussion um Lösungen für das Spam-Problem, insbesondere hinsichtlich technischer Lösungen der Absenderauthentifizierung, um die es stiller geworden war. Der Status der Verfahren Sender-ID und SPF wechselte bei der IETF bereits zwei Tage später auf "versuchsweise genehmigt". Warum jetzt?

Bis zur Entscheidung, ob Marktmacht oder die Andersartigkeit des Internets siegt, sollten die Diskussionen um Antispam-Techniken auch die Einflüsse auf Anonymität im Netz und die Welt der freien Software bedenken, denn Spambekämpfung bestimmt nicht nur, wie ich den Datenmüll aus den Postfächern los werde, sondern auch, wie der E-Mail-Dienst und sein Umfeld aussehen werden

Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20411/1.html

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